Umfasst den Zeitraum von 1965 bis 2000
Ich beginne nun wieder in meinem Gedächtnis zu forschen, um meine Erlebnisse seit der Ankunft auf bundesdeutschem Boden möglichst wahrheitsgetreu wiederzugeben.
Die Fahrt Ende Mai 1965 durch das Ruhrgebiet fanden wir hochinteressant. Wir hatten noch nie Hochöfen oder Kohlengruben gesehen, in denen damals noch viele Arbeiter beschäftigt waren. Der Zug verlangsamte seine Fahrt, und als wir in den Hauptbahnhof von Düsseldorf einfuhren, atmete ich erleichtert auf. Es hieß nun mit reichlichem Handgepäck aussteigen und unserenneuen Wohnort auffinden.
Ziemlich ratlos stand ich nun am Bahnsteig, auf dem viele Weiterreisende warteten. Von der langen Fahrt ermüdet und ängstlich auf das Reisegepäck achtend, schaute ich mich neugierig nach einem bekannten Gesicht um. Doch von meinen Geschwistern, war niemand zur Begrüßung gekommen. Meine erste Enttäuschung unterdrückte ich mit einem halblautem: "Na, dann wollen wir einmal." In beiden Händen Koffer und Taschen tragend, dirigierte ich meine Familie zum nahen Bahnhofsausgang. Von meinen Kindern fuhren nur die zwei jüngsten mit uns, die mit weit geöffneten Augen die völlig neue Umgebung bestaunten.
Angela, unser jüngstes Töchterchen, das erst 15 Monate alt war, versuchte die ersten Schrittchen auf dem belebten Bahnsteig, während Renate, die am 20. Februar 6 Jahre alt geworden war, ängstlich bemüht war, sich an meiner Hand festzuhalten. Die beiden älteren Mädchen, Lydia und Ursula, besuchten zu der Zeit noch die Förderschule in Stuckenbrock, um dort die deutsche Sprache zu erlernen.
Wie ich in die Straßenbahn eingestiegen bin, und mit welcher Bahn wir zur angegebenen Düsseldorfer Adressegefahren sind, an das kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß aber noch, dass es lange gedauert hat, bis wir am Benrather Schloss vorbeifuhren, das an diesem Tage besonders schön geschmückt worden war. Die Benrather Schlossallee, bunt mit Fahnen und Girlanden dekoriert, mit Spruchbändern quer über der Straße hängend, auf denen zu lesen war: "Herzlich willkommen", wirkte beeindruckend auf uns. Nicht ernsthaft gemeint sagte ich halblaut: "Schaut mal hin Kinder, wie sie alles für unseren Empfang vorbereitet haben." Ich hatte nämlich drei Tage vorher erfahren, dass an diesem Tag die englische Königin Elisabeth II dem Schloss einen Besuch abstatten sollte.
Wie wir von der Endstation zu unserer Unterkunft in Düsseldorf-Benrath gelangt sind, das habe ich auch vergessen. Wenn ich in meinem Gedächtnis stöbere, dann fällt mir ein, dass ich schon im Lager Stuckenbrock die Adresse von unserem neuen Wohnort erfahren hatte. Wir wären viel eher aus dem Lager entlassen worden, wenn ich mich bereit erklärt hätte, in der Stadt Mettmann zu wohnen. Dieses verneinte ich, erstens, weil alle meine Verwandten in der Landeshauptstadt wohnten, und zweitens, weil ich mir günstigere Arbeitsmöglichkeiten in Düsseldorf ausrechnete.
Als wir müde an der angegebenen Hausnummer am Schwarzen Weg in Düsseldorf-Benrath eintrafen, wurde ich wieder enttäuscht. Da es schon spät am Nachmittag war, hatte der Verwalter für die Flüchtlings-Notunterkünfte keine Sprechstunden mehr. Doch eine hilfsbereite Nachbarin hielt einen Schlüssel für zwei kleine Zimmerchen bereit, die für uns als Wohnung für die nächsten Monate dienen sollten.
In den kahlen Räumen befanden sich wenigstens zwei eiserne Doppelbetten mit ein paar gebrauchten Wolldecken. In einer Ecke stand ein kleiner, eiserner Kohleofen. Um Holz und Kohle mussten wir uns selbst kümmern. Die Hauptsache fürs Wohnen aber war vorhanden und zwar: Leitungswasser floss in ein kleines Spülbecken und die Lichtleitung funktionierte auch. Wir hatten wieder ein Dach über dem Kopf, das regensicher aussah. Die städtischen Wohnheime, die für Flüchtlinge und Umsiedler bestimmt waren, befanden sich in einfachem und zweckmäßigem Zustand. Sie hatten keinen Keller oder Dachböden, dafür wurden hinter den Barackengroße Wiesenflächen angelegt, ein idealer Spielplatz für Kinder. Die Zimmer lagen eben zur Erde, aus denen man durch ein großes Fenster, aufeinen langen Gang blickte, der von einer Wohneinheit zur anderen führte.
Die Hilfsbereitschaft von Nachbarn und anderer Flüchtlingsfamilien erleichterten uns das Einrichten und Wohnen der spärlich ausgestatteten Notunterkunft.
Am anderen Morgen meldete ich mich beim Lagerverwalter. Dieser drückte mir ein Schriftstück in die Hand, wonach ich an die Stadt Düsseldorf eine Nutzungsgebühr von 35 DM monatlich zu entrichten hatte. Wir galten von nun an als Neubürger der Landeshauptstadt, waren ganz allein auf uns selbst gestellt, ohne Unterweisung oder Hilfestellungen von irgendwelchen Behörden.
Ein Glück, dass zwei Brüder, zwei Schwestern und meine Mutter in Düsseldorf wohnten, die mir in den folgenden Tagen und Monaten manchen nutzvollen und hilfreichen Ratschlag erteilten. Schon am nächsten Tag ging ich zur Arbeitsamt-Nebenstelle in Benrath, um mich nach Arbeitsmöglichkeiten zu erkundigen. Von dort wurde ich zum Hauptarbeitsamt in Düsseldorf geschickt, die mich nach eingehender Beratung, am liebsten bei sich eingestellt hätten. Doch ich kannte die Tätigkeit als Angestellter aus dem Arbeitsamt in Paderborn, bei dem ich 3 Monate lang beschäftigt war. Diese Arbeit hatte mir nicht gefallen, und ich fragte meinen Bruder Helmut um Rat. Dieser antwortete mir in weiser Voraussicht: "Gerhard, du mit deinen vier Kindern, bewerbe dich als Landesbediensteter beim Finanzamt. Beim Vater Staat, bist du am sichersten aufgehoben, auch wenn mal eine Arbeitslosigkeit eintreten sollte, du wirst deinen Arbeitsplatz immer behalten." Dieser Ratschlag erwies sich als goldrichtig, und noch am selben Tag bewarb ich mich als Angestellter für den Dienst in der Finanzkasse beim Finanzamt Düsseldorf-Süd an der Stresemannstraße.
Schon am 9. Juni 1965 bekam ich die Aufforderung mich beim Kassenleiter zu melden, um in einem Großraumbüro bei der Bearbeitung und Verbuchung von Steuereinnahmen mitzuarbeiten. Ich wurde nach der achten Gehaltsgruppe für Verwaltungsangestellte des Landes NRW besoldet, und ich habe mich sehr gefreut, so schnell einen sicheren Arbeitsplatz gefunden zu haben. Der Dienst in der Finanzkasse fiel mir nicht leicht. Die Umstellung von den Bürotätigkeiten in polnischen Betrieben war enorm. Von Steuern und Finanzamt hatte ich bis dahin nie etwas gehört. Dazu kam noch, meine direkte Vorgesetze, eine 59-jährige Dame, die kurz vor der Altersrente stand, bemühte sich nicht sonderlich, um einem Neuling wie mir, die nötigen Kenntnisse zu vermitteln. Bei meinem Einstellungsgespräch hatte ich gleich erwähnt, dass ich gern Beamter geworden wäre. Zu einer Übernahme in die Beamtenlaufbahn waren nicht nur ein gutes Schulzeugnis erforderlich, sondern auch eine gute Beurteilung in Bezug auf Arbeitsleistung, Pünktlichkeit und Korrektheit in den Dienststunden. Nach mehr als zwei Jahren Tätigkeit als Mitarbeiter in einer Finanzbuchhaltung, stellte ich den Antrag zur Einstellung in die mittlere Beamtenlaufbahn.
Am 1. Februar 1968 war es dann so weit. Ich erhielt von der Oberfinanzdirektion in Düsseldorf die Sondergenehmigung zur Teilnahme an einem fast 2-jährigen Vorbereitungslehrgang für Beamte des mittleren Dienstes.
Obwohl ich schon 1946 meine Abiturprüfung in Leipzig bestanden hatte, ist es mir schwer gefallen, sich mit einer ganz neuen Materie zu befassen. Als ältester Steuerassistent kam ich mit jungen Mädchen und Jungen zusammen, die alle viel jünger waren als ich. Manche waren erst 18 Jahre alt, die bald nach dem Schulabschluss sich für den Dienst in der mittleren Beamtenlaufbahn beworben hatten.
Mit viel Theorie und praktischen Übungen, wobei ich in allen Abteilungen des Finanzamts eingesetzt wurde, hatte ich für die nächsten Monate meine "Umschulung" zu absolvieren.
Ich kann mich gut an den 1. Februar 1968 erinnern. Das war in zweierlei Hinsicht ein schicksalhafter Tag für mich. An diesem Tag sollte ich mein Gelöbnis für den Beginn meiner Beamtenlaufbahn ablegen. In der Nacht hatte ich schlecht geschlafen, und schon um 5 Uhr früh war ich aufgestanden, um mich für den rechtzeitigen Dienstantritt vorzubereiten. Meine damalige Frau rief mich nochmals ins Ehebett zurück, und ich muss gestehen, ich wurde mit aller Frauenraffinesse zu einem Schäferstündchen verführt. Die Folgen wurden neun Monate später sichtbar. Mein Sohn Thomas wurde am 1. November 1968 geboren.
Ich muss noch einmal in meinem Gedächtnis zurückblättern bis zum Zeitpunkt, als wir im Sommer 1965 in der Notwohnung am Schwarzen Weg wohnten. Da wir für die Notunterkunft nur eine kleine Nutzungsgebühr bezahlten, außerdem kaum große Anschaffungen tätigten, und ich schon mit Kindergeld einschließlich über eintausend Mark verdiente, konnten wir immer einen Teil meines Gehaltes zur Sparkasse tragen. Ich fuhr mit einer Straßenbahnmonatskarte täglich zum Finanzamt in der Nähe des Hauptbahnhofs, und kaufte oftmals bei ALDI preiswerte Lebensmittel ein.
Der Winter 1965/66 war nicht so streng gewesen, wie wir es aus unserer Zeit in Schlesien gewohnt waren. Die Ausgaben für Heizung, Strom und Wasser waren gering und fielen nicht ins Gewicht. Als es hieß, dass wir zum Frühjahr eine 100 qm neu erbaute Sozialwohnung auf der Gillbachstraße in Unterbilk beziehen könnten, da schien es, als ob wir ein Glückslos gezogen hätten.
Die Wohnung hatte zusätzlich 2 Kinderzimmer, in denen die beiden älteren Mädchen untergebracht wurden. Zum großen Wohnzimmer gehörte noch ein Elternschlafzimmer, ein Kinderzimmer und eine große Küche mit einer Balkon-Loggia. Auf dem Hof war ein großer Kinderspielplatz eingerichtet worden.
Wir hatten schon so viel Geld gespart, dass wir uns neue, moderne Möbel kaufen konnten, neue Gardinen, neue Teppiche, Fernseher, Musiktruhe und all die Sachen, die in normalen bürgerlichen Mietswohnungen zu der Zeit zu finden waren. Ich lief zu Fuß täglich zum Finanzamt, wir lebten alle sehr sparsam.
Meine Mädchen wurden streng erzogen, so dass sie von der Mutter zu allen hauswirtschaftlichen Arbeiten herangezogen wurden. Diese Erziehung sollte sich für ihr späteres selbständiges Leben sehr positiv auswirken. Die Jahre in einem kinderreichen Mehrfamilienhaus in Unterbilk, zähle ich zu den guten Zeiten, während meiner nicht immer glücklichen Ehejahre.
Unsere dritte Tochter Renate wurde zum Unterricht in der Katholischen Volksschule an der Neusser Straße angemeldet, wo sie ohne Schwierigkeiten die Schulaufgaben lösen konnte.
Die älteste Tochter Ursula bewarb sich als Bürolehrling im Hochhaus der Mannesmann Firma am Rheinufer.
Und Lydia bekam eine Lehrstelle bei einem praktischen Arzt. Sie wollte Arzthelferin werden.
Die Nähe der Düsseldorfer Altstadt, und Freundinnen trugen dazu bei, dass die Mädchen mit dem Rauchen von Zigaretten anfingen, sie besuchten Disko-Tanzabende und benahmen sich so, wie die Mehrzahl der Jugendlichen in der Zeit der Beatles-Song-Hochstimmung. Langsam und sicher konnten damals viele Eltern feststellen, dazu gehörten wir auch, dass die Jugend von einem alles in Frage stellenden Geist durchdrungen wurde. Die Kinder glaubten immer weniger an Gott und die Welt, alte Traditionen wurden über Bord geworfen und neue Lebenserfahrungen wurden gesucht. Das war die Zeit der so genannten 68er-Generation.
Meine kränkliche Mutter sorgte sich damals sehr um ihre Enkelkinder, sie ging in ihrem hohen Alter noch arbeiten und sparte übermäßig viel, um wie sie meinte, den Kindern und Enkelkindern ein besseres Leben zu ermöglichen.
Ich muss noch einmal in meinem Gedächtnis zurück blättern und die Ereignisse während meiner Ausbildungszeit als Finanzbeamter schildern. Wie ich schon erwähnt habe, wurde ich Anfang 1968 als Landesbediensteter in die Laufbahn des mittleren Dienstes übernommen. Hartnäckig bemühte ich mich meinen gestellten Aufgaben gerecht zu werden. Nach 18 Monaten legte ich in der Landessteuerschule in Haan eine Prüfung ab, die ich mit der Note "Befriedigend" bestand. Meine berufliche Zukunft war gesichert, und ich fühlte mich von vielen Sorgen befreit. Zu meiner hart erarbeiteten Zensur möchte ich noch erwähnen, dass von über einhundert Prüflingen zwanzig durchgefallen sind, vier Assistenten bekamen die Note drei, und nur einer konnte eine gute Note erreichen.
In all den Jahren seit unserer Einreise in die BRD, hatten wir monatlich 100 DM in die Landes-Bausparkasse NRW eingezahlt, so dass nach sieben Jahren der Baussparvertrag Zuteilungsreif wurde. Das Wohnen für kinderreiche Familien war immer teurer geworden, und als es hieß, wir könnten mit Hilfe eines Siedlereignungsscheins ein Eigenheim erwerben, da war meine erste Frau von diesem Plan hellauf begeistert.
Zwischenzeitlich wurde mein einziger Sohn Thomas im Martinus-Krankenhaus in Düsseldorf-Bilk geboren. Er war ein gesundes, liebes Kerlchen, das ich oftmals im Kinderwagen am Rhein entlang spazieren fuhr. Mit ihm habe ich viele schöne Stunden verlebt, und ich meinte in ihm einen Verbündeten gegen meine 5 Frauen-Haushalt gefunden zu haben. Wiederum war es für meine 4 Töchter eine lehrreiche Zeit, an ihrem jüngsten Bruder die Erfahrungen zu sammeln, die fürs spätere Leben von Nutzen sein sollten. Trotz einiger Mode Erscheinungen, die meine Mädchen gern mitmachten, wie z.B. in Hot Pants herumzulaufen, sich zu schminken, laute Musik zu hören und Zigaretten zu rauchen, kann ich heute zufrieden sein, dass sie alle bis jetzt sehr selbständig durchs Leben gegangen sind. Sie wollten von niemandem abhängig sein, am wenigsten sich von den Eltern bevormunden zu lassen.
Die Zeit des Einrichtens einer familiengerechten Wohnung vollzog sich in wenigen Jahren. Im Nachhinein kommt es mir vor, als ob diese Zeit die schönste meines Lebens gewesen wäre. In den Anfangsjahren, als wir noch auf vieles verzichten mussten, und die von vielen gemeinsamer Arbeit gekennzeichnet war, meinte ich, eine gute Ehe geführt zu haben. Damals war ich der Meinung, eine Ehefrau sollte sich um Kinder, Küche und Kirche kümmern, wobei der Mann für die notwendigen finanziellen Mittel zu sorgen hätte. Die Kinder wuchsen heran, sie waren gesund, und blieben von allen schweren Krankheiten verschont. Ich wurde von vielen um meine Kinder beneidet. Die gesellschaftlichen Kontakte mit meinen Geschwistern, mit meinen Verwandten und Bekannten funktionierten zufrieden stellend, und ich hätte mich glücklich schätzen können.
Doch der Wohlstand, ich will nicht sagen, der Mammon, lockte und verführte uns, nach immer mehr zu streben. Diese Sucht vergiftete zusehends mein Eheleben. Es kam zu Missverständnissen und Streitigkeiten, die bei besserer Einsicht und Hilfe zu vermeiden gewesen wären.
Die erste große Enttäuschung bereitete uns Ursula, als sie eines Tages spät nach Hause kam und bitterlich weinte. Dass unsere älteste Tochter einen hübschen Freund hatte, den sie oft stundenlang besuchte, das konnten wir als Eltern nicht verhindern. Es kam, wie es kommen musste. Ursula wurde von einem 19-jährigen Kälte-Techniker geschwängert, der zudem ein großer Fußball-Fan war. Eine feierliche kirchliche Trauung in der Peter-Canisius-Kirche wurde vorbereitet, zu der nicht nur die evangelischen Gäste des Bräutigams erschienen waren. In einer Gaststätte wurde ein opulentes Hochzeitmahl bestellt, das zu Missstimmungen zwischen den geladenen Gästen führte. Obwohl Ursula selbst schon etwa 7000 DM eigenes Geld gespart hatte, galt sie bei vielen als ein armes, katholisches Flüchtlingsmädchen. Mein Enkelkind, das Ursula nach 4 Monaten zur Welt brachte, wurde evangelisch auf den Namen Röttger getauft, das meiner streng katholischen ersten Ehefrau nicht gefallen hatte. Trotzdem, schien unsere Ursula glücklich verheiratet zu sein, bis der junge Ehemann sie nach 5 Jahren mit einer anderen betrogen hatte. Die Scheidung wurde eingereicht, und mein erstes Enkelkind wuchs allein auf. Heute ist er ein großer, netter junger Mann und studiert Zahnmedizin.
Beruflich ging es mit mir aufwärts, alle drei Jahre erhielt ich eine gute Beurteilung, und ich durchlief die mittlere Beamtenlaufbahn innerhalb von zehn Jahren. Zuletzt war ich als Steueramtsinspektor mit Zulage in der Kassenprüfung des Finanzamts Düsseldorf -Mitte tätig. Meinen beruflichen Werdegang beschreibe ich in einem späteren Kapitel etwas ausführlicher.
Ich blättere in meinem Gedächtnis nochmals zurück in die Jahre 1966 bis 1971, als ich in den Aufbaujahren mit meinem Familienleben zufrieden sein konnte. Der Unfriede entstand, als meine Ehefrau mich immer mehr bedrängte, einen Antrag bei der Deutschen Bauernsiedlung zu stellen, um bei einem Bauvorhaben in Homberg-Meiersberg in den Besitz eines Eigenheims zu gelangen. Dass dieser Wunsch mit so vielen Schwierigkeiten verbunden sein sollte, das hätte ich mir nicht vorgestellt. Doch folgendes geschah: Ohne meine Geschwister zu befragen, gab mir meine Mama eine Bescheinigung, dass sie auf ihren Lastenausgleichsanspruch zum Bezug von verbilligten Baugeldern verzichtete. Der Neid meiner Geschwister war allgemein groß, sogar mein Bruder Walter, der zu dieser Zeit schon ein eigenes Haus in Düsseldorf besaß, konnte nicht verstehen, dass ich, der nie auf dem elterlichen Hof viel gearbeitet hatte, plötzlich zu einer Siedlernebenerwerbstelle gelangen sollte. Er betrachtete sich als erbberechtigter Nachfolger des schlesischen Heimathofes, der schon längst durch Lastenausgleichszahlungen abgegolten worden war. Mein Bruder Helmut stellte auch vermeintliche Erbansprüche, und meine Schwester Traudel, die wirklich viel auf dem elterlichen Hof gearbeitet hatte, konnte nicht verstehen, dass ich mit 5 Kindern, nach relativ kurzem Aufenthalt in der BRD, ein Eigenheim besitzen sollte. Zudem hatte meine Mutter öfters bei Familienfeiern verkündet :"Wer baut, der bekommt von mir einen finanziellen Zuschuss."
Es kam, wie es kommen musste, wenn es ums Geld geht, gibt es immer Streitigkeiten. Niemand gönnte uns unser Bauvorhaben, außerdem hatte sich meine Frau bei den Verwandten durch unsachliche Bemerkungen unbeliebt gemacht.
Die Ehefrauen aller meiner Verwandten oder Bekannten, arbeiteten fleißig mit, um sich nötige Anschaffungen leisten zu können. Meine erste Frau behauptete bei einer Familienfeier: "Ich, als Beamtenfrau, habe es nicht nötig, zusätzlich Geld zu verdienen, schon gar nicht als Putzfrau." Als kinderreiche Familie, wurden wir von vielen als asoziale Flüchtlinge betrachtet, die nur auf Kosten des Steuerzahlers sich ein bequemes Leben machten. Und als Höhepunkt sollte uns der Vater Staat noch ein Haus schenken. Das dem nicht so war, das kann ich mit aller Bestimmtheit bestätigen. Wie ich schon erwähnt habe, hatten wir regelmäßig jeden Monat einhundert DM in die Bausparkasse eingezahlt. Nach 7 Jahren hatte sich eine Summe von etwa elftausend Mark angesammelt. Die Siedlernebenerwerbstelle mit einer Wohnfläche von 100 qm und einer Größe des Grundstücks von 1000 qm, war im Rohbau mit einhundertsiebzigtausend Mark Baukosten veranschlagt worden. Davon sollten wir ein Eigenkapital von fünfundzwanzigtausend Mark aufbringen. Der Rest sollte durch verbilligte Landes- und Lastenausgleichsmittel finanziert werden. Die Finanzierung des Bauvorhabens war so angelegt worden, dass das Grundstück nach 30 Jahren mit monatlichen Abzahlungen von ca. 500 DM schuldenfrei sein sollte. Vorraussetzung zum Erwerb eines Eigenheims war aber, es sollte eine kinderreiche Familie sein, die damals fünfundzwanzigtausend Mark Eigenkapital vorzuweisen hatte. Weil wir nicht soviel Geld besaßen, half uns meine Mama mit einem Betrag von fünftausend Mark und meine Patentante überreichte uns ein Darlehen von dreitausend Mark. Die Finanzierung war gesichert, und das Schicksal nahm seinen Lauf. Was für Arbeit und wie viel uns wirklich die Siedlernebenerwerbstelle kosten sollte, davon berichte ich später. Zur gut gemeinten Spende meiner Mama zum Hausbau möchte ich noch erwähnen, dass sie leider unser fertiges Heim nicht mehr erleben konnte. Nur einmal hatte sie den Kellerausbau gesehen und uns Mut zugesprochen. Sie verstarb am 20.1.1973 im Alter von 76 Jahren an Leber Zirrhose und wurde auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof begraben. Ich kann sagen, so wie unsere Mama gearbeitet hat, die Haus und Heimat verloren hatte, 5 Kinder auf die Welt brachte, mit jungen Jahren Witwe wurde, sich stark für alle Kinder aufopferte, so etwas findet man heutzutage nicht mehr.
Neun Monate später am 28. September 1973 verstarb mein Schwager Erwin Wieczorek, ein sehr sozial eingestellter junger Mann, der mit kaum 50 Jahren einem Herzinfarkt erlag.
Und in diesem Jahr bahnte sich auch für uns die große Wende an.
Wir wollten das Stadtleben mit dem Wohnen auf einem "Dorf" eintauschen, ein großer Fehler, wie es sich später zeigte.
Als meine Töchter davon erfuhren, dass wir Düsseldorf verlassen wollten, um in Homberg-Meiersberg zu siedeln, waren sie alle sehr enttäuscht. Sie hatten sich an Freundinnen gewöhnt, das Leben nahe der Altstadt gefiel ihnen, und niemand wollte das Stadtleben vermissen. Nur der kleine Thomas freute sich aufs Landleben, auf die Freiheit um im Wald und auf Wiesen herumzutoben. Die älteste Tochter Ursula besaß ihre eigene kleine Wohnung, und sie musste sich mit Hilfe der Schwiegermutter um ihren Nachwuchs kümmern. Jedenfalls kam es zu Missverständnissen und Verwünschungen unseres Bauvorhabens seitens unserer Kinder und auch der meisten Verwandten. Doch meine erste Frau blieb hart. Wenn man einmal A gesagt hat, dann müsse man auch B sagen, war ihre Devise. Am 15. Juli 1973, mitten in den großen Sommerferien war es dann so weit. Meine Aufgabe bestand darin, den Umzug von einer großen Wohnung mit 4 Kindern zum neuen Domizil zu organisieren.
Die Zeit vor dem Umzug war die schlimmste Zeit meines Lebens. Das Einfamilienhaus in Homberg stand im Rohbau, lediglich im Keller waren Wasser und Strom angeschlossen worden. Türen und Fenster fehlten noch. Und in drei Tagen sollte der Umzug stattfinden. Dazu mussten wir selbst noch alles tapezieren, Fußboden auslegen lassen, neue Kücheneinrichtungen kaufen, ein neues Elternschlafzimmer war bestellt worden und noch viele andere Kleinigkeiten, die man in einem neuen Siedlungshaus mit großem Garten brauchte. Meinen Jahresurlaub hatte ich in die Zeit des großen Umzugs einplanen lassen und war fast tagtäglich auf der Baustelle. Ich sollte die Handwerker überwachen, dass sie zügig arbeiteten. Die letzten zwei Nächte schlief ich allein in Decken eingehüllt in dem halbfertigen Haus, um es vor Dieben zu schützen, die oftmals in der Nacht kostbare Armaturen abmontierten, oder brauchbare Gegenstände weg schleppten.
Eine Woche vor dem Umzug erlebte ich meine große Enttäuschung mit meiner zweiten Tochter Lydia. Sie hatte sich in einen jungen Abiturienten verliebt, der es nicht gern sah, dass sie auf dem "Dorf" wohnen sollte. Jedenfalls war meine Lydia, die bei einem Facharzt in Ratingen als Arzthelferin beschäftigt war, nicht zum Dienst erschienen. Sie war nirgendwo auffindbar, und unsere Nachforschungen ergaben keine Anhaltspunkte, wo sie sich aufhalten könnte. Eine Vermisstenmeldung bei der Polizei ergab nichts. Wir wurden gefragt, ob die minderjährige Tochte retwas gestohlen hätte. Wir verneinten diese Frage, und der zuständige Beamte erklärte, dass jeden Sommer Tausende Mädchen auf der ganzen Welt aus unerklärbaren Gründen das Elternhaus verließen, um nach einiger Zeit wieder zurückzukehren. Unsere Lydia kam zurück, nach drei Monaten zu ihrem 18-ten Geburtstag am 14. Oktober.
Wo sie den ganzen Sommer richtig gewesen ist, das habe ich bis heute nicht erfahren. In dieser schweren Zeit, wo alles gepackt war, hätte ich am liebsten den Umzug abgeblasen, doch wir hatten die Wohnung in Unterbilk gekündigt, die neue Unterkunft war noch nicht bezugsfertig, das war eine Zeit, die ich nie wieder erleben möchte. Ich hatte einen bekannten Arbeitskollegen mit einem kräftigen Helfer bestellt, der mit einem großen Lastwagen die notwendigsten Möbel von Düsseldorf nach Ratingen beförderte. Ich möchte noch erwähnen, dass die neue Siedlung, die damals in Homberg-Meiersberg mitten auf freiem Feld ausgebaut wurde, aus mehr als einhundert Siedlerstellen bestand. Unser Haus an der Herderstraße war als zweites fertig gestellt worden. Es gab noch keine asphaltierte Straße, kein Geschäft, keine Schule, keine Kirche, keine Nachbarn. Es gab nur öde unbebaute Felder auf denen sich viele ausgegrabene Baugruben befanden. Dazu muss ich noch erwähnen, dass sich von meinen Verwandten niemand blicken ließ, und keiner irgendwie behilflich wurde. Heute möchte ich sagen, wir siedelten wie im wilden Westen. Das hieß unter primitiven Bedingungen zäh arbeiten, und umsichtig organisieren, um die Siedlerstelle so schnell wie möglich bewohnbar zu machen.
Noch vor dem Winter wurde eine ca. 30 qm große Terrasse aus Waschbetonplatten angelegt. Danach wurde eine Trennwand aus Kunststoffplatten zwischen dem Doppelhaus gebaut, das von den älteren Nachbarn ungern gesehen wurde. Die eine Grundstücksseite wurde mit einem Maschendrahtzaun abgegrenzt und 30 Sack Torf bestellt. Bei schlechtem Regenwetter kam ein großer Wagen voll beladen mit Pferdemist, den ich allein mit einer Schubkarre den bergigen Abhang hochfahren musste. Der Torf und der Pferdedünger sollte die Qualität des ausgelaugten Ackerbodens verbessern. Die schwere Arbeit des Umgrabens habe ich auch allein bewältigt, es wurden Beete angelegt, Sträucher und Bäume gepflanzt, die den leeren Garten mit Leben erfüllten. Neben dem Haus wurde ein großes Stück mit Gras als Wiese eingesät, für den Thomas wurde ein Sandkasten zum Spielen angelegt, und ich weiß bis heute nicht, wie ich das alles geschafft habe.
Dazu kam noch für mich die erste große Enttäuschung mit meiner Frau. Sie hatte sich ein neues, weißes, modernes Schlafzimmer gewünscht, das auch nach drei Monaten geliefert wurde. Im ersten Stock befand sich ein geräumiges, sonniges Zimmer in dem neue Gardinen aufgehängt worden waren, und es sah mit der neuen Frisierkommode wirklich schön aus.
Als alles fertig war, und nachdem ich den ganzen Umzug bewerkstelligt hatte, stellte meine Frau mir das Ansinnen: "Aber in das neue Schlafzimmer kommst du nicht herein. Du schnarchst mir zuviel, und schläfst auch sehr unruhig." Für mich brach eine Welt zusammen. Da hatte ich wie ein Kümmeltürke geschuftet, Tag und Nacht mich um die Familie gesorgt, alles wurde von meinem allein verdientem Geld bezahlt, und jetzt so ein Rausschmiss aus dem gemeinsamen Schlafzimmer. Das erste Mal kamen mir die Tränen, ich weinte bitterlich und weigerte mich in einem Kinderzimmer zu schlafen. Die ersten Anzeichen für eine zerrüttete Ehe waren deutlich sichtbar geworden. Ich habe diese Anzeichen nicht ernst genommen, und meine Frau verstand es, durch zeitweiliges Nachgeben meine Befürchtungen zu zerstreuen. Sie hatte unter den meist jungen Neusiedlern in der langsam sich entwickelnden Gemeinde Homberg-Meiersberg Bekannte und Freunde gefunden, die ihrem Charme und Süßholzraspeln nicht gewachsen waren. Sie kleidete sich modisch, sie trat dem Kirchenchor in Alt-Homberg bei, und es dauerte nicht lange, so war Frau Rieger bei vielen bekannt, wenn nicht sogar beliebt. Mit dem katholischen Ortspfarrer und anderen dörflichen Persönlichkeiten machte sie sich bekannt und gab vor, als Frau eines Finanzbeamten besondere Kenntnisse zu besitzen.
Die anfangs recht einfach eingerichtete Siedlerstelle wurde durch den großartig angelegten Garten verschönert, und als es hieß, wir müssten uns ein Auto kaufen, da war meine Frau vollauf dafür. Es wurde vom Fachmann eine Garage erbaut, in die Wasser und Lichtleitungen gelegt wurden und die Platz für allerlei Gartengeräte bot. Die Zeit, als meine Frau und ich einen Führerscheinkursus in Homberg-Meiersberg besuchten, war eine relativ harmonische. Wir hatten uns im Herbst 1975 zum theoretischen Unterricht bei der Fahrschule Danzeglocke angemeldet. Die praktischen Fahrstunden wurden meistens auf dem Stadtgebiet von Ratingen gefahren und wir wetteiferten beide miteinander, um das theoretische und praktische Führerscheinwissen so gut wie möglich zu beherrschen. Damals kostete eine Fahrstunde 36 DM, und ich glaube, dass ich ca. 35 Stunden brauchte, um mich für die Führerscheinprüfung anzumelden. Mit allen Nebenkosten, hatte der Führerschein etwa zweitausend Mark gekostet, den ich am 11. März 1976 freudestrahlend entgegennahm. Mit fast 52 Lebensjahren war ich einer der ältesten Führerscheinprüflinge, und normalerweise hätte ich in dem Alter gar keinen Führerschein erhalten dürfen. Doch meine Frau verstand es, mich zu Leistungen anzuspornen, über die ich im Nachhinein selbst staunen musste. Auf jeden Fall wurden die neu erworbenen Fahrberechtigungen groß gefeiert und weitreichende Pläne geschmiedet. Der Kauf eines Gebrauchtwagens wurde als nächstes anvisiert. Nach einem Monat hatten wir in der Zeitung ein passendes Angebot gelesen. Ein DAF 44 Automatic Personenwagen für 3000 DM war in Düsseldorf zu verkaufen. Natürlich sagte meine Frau sofort zu, ich musste mit ihr zu einer Adresse im Hafengebiet fahren, und auf dem Heimweg konnte ich das neu erstandene Gefährt steuern. Schlecht und recht kam ich durch den Düsseldorfer Großstadtverkehr bis nach Homberg-Meiersberg, wo ich zu meiner "Heldentat" beglückwünscht wurde. Dass dieser Autokauf mir noch viel Sorgen und Kummer einbringen sollte, das habe ich zu der Zeit nicht geahnt. Jedenfalls, ich war der Autofahrer, der ohne viele Stunden Fahrpraxis, alle Fahrten in die umliegenden Städte meistern musste. Angefangen von den Städten wie: Mettmann, Heiligenhaus, Ratingen, Düsseldorf, Neuss bis hin zu Bonn, dann später die Städte Heilbronn und Braunschweig, ich musste lenken und gut fahren können, wobei meine erste Frau mit ihren vielen theoretischen Ratschlägen mich zu einem Nervenbündel zusammenquasselte. Sie selbst fuhr recht stolz meistens nur bis zur Kirche in Alt-Homberg, wobei sie in kurzer Zeit mehrere kleine Unfälle verursachte, die ich auch bezahlen konnte.
Trotz alledem, das Autofahren machte mir anfangs Spaß, und ich fuhr gern kürzere Strecken, oftmals allein bis zu ALDI in Ratingen, um einzukaufen oder um Verwandte zu besuchen. Die längste gemeinsame Autofahrt mit meiner Frau war die Fahrt in Richtung Bodensee. Bis dorthin sind wir aber nicht gekommen. Zuerst haben wir meinen damals noch lebenden Cousin Günter Welach in Heilbronn besucht, haben dort übernachtet, und meine erste Frau war vom Wesen Günters hellauf begeistert. Ich möchte sogar behaupten, sie hatte sich in ihn verliebt. Wir fuhren die Schwarzwaldhochstraße entlang, am Titisee vorbei, haben uns die schöne Schwarzwaldgegend angesehen, und in Bösdorf übernachtet. Doch unser kleiner DAF 44 war für die Hochgebirgsfahrten nicht geeignet, wir drehten um und kamen auch wieder gut zu Hause an. An die letzte große Fahrt, die wieder nach Heilbronn zum Günter Welach führte, kann ich mich noch gut erinnern. Es war kurz vor der Zeit, als meine Ehehälfte viel von Scheidung sprach, und meinte, mein Cousin würde sie sogar heiraten. Um ihr diese Meinung aus dem Kopf zu schlagen, sagte ich eines Tages. "Komm wir fahren zum Günter, und ich möchte es von ihm hören, ob er dich mit 5 Kindern heiraten möchte."
Der jüngste Sohn Thomas saß hinten im Fonds, die Hinfahrt klappte einigermaßen, aber auf der Rückfahrt, das war eine Fahrt, die ich nie vergessen werde. Wir fuhren nachmittags nach dem Kaffeetrinken von Heilbronn ab. Wir kamen nach kaum 100 Km Fahrt in ein Gewitter hinein, es donnert und blitzte und zu allem Ärger, verloren wir einen Teil der Autoauspuffanlage. Mitten auf der Autobahn, kurz vor Frankfurt, hieß es anhalten.
"Du hast, den Auspuff verloren, merkst du das nicht?" fragte meine Exfrau gehässig. "Na, dann müssen wir eben den ADAC anrufen, und uns abschleppen lassen, wenigstens bis zur nächsten Reparaturwerkstatt ", antwortete ich nervös.
Ja, ja, das hat der Günter auch gesagt, vom Autofahren hast du keine Ahnung, und heiraten würde er mich sofort, wenn ich mich scheiden ließe", stichelte meine erste Frau weiter.
Der ADAC kam nach etwa einer Stunde, sie entfernten den Rest vom Auspuff und meinten, ich könnte mit einer gemäßigten Geschwindigkeit von 80 Stundenkilometern nach Hause fahren. Also fuhr ich langsam in Richtung Frankfurter Kreuz. Von weitem sah ich das Ausfahrtschild DORTMUND, das ich ansteuerte, das war aber falsch.
In meiner Nervosität und von meiner Frau verärgert, merkte ich meinen Fehler erst nach fast 50 Km. Ich befand mich auf der Sauerlandlinie und in der Nacht um 12 Uhr befand ich mich in der Stadt Gießen. Mein Sohn Thomas schlief hinten im Fonds, es regnete in Strömen während Militärfahrzeuge nahe an mir vorbeirasten. Ich blieb stehen und fragte einen Ortskundigen: "Wie komme ich hier nach Düsseldorf?"
Es dauerte noch etwa 3 Stunden Fahrt, dann befand ich mich in der Nähe von Wuppertal. Eine Polizeikontrolle stoppte uns und fragte:"Wohin wollen Sie?"
Ich ließ mir den richtigen Weg erklären, und um 5 Uhr früh war ich endlich in Homberg zu Hause. Nach einer Stunde bin ich aufgestanden und zum Dienst im Finanzamt Düsseldorf gefahren.
Ich muss noch einmal in meinem Gedächtnis zurückblättern, zu der Zeit vor meiner Silberhochzeit am 10.10.1976. Zu dieser Zeit waren wir am Höhepunkt unserer Aufbauphase angelangt. Die Siedlernebenerwerbstelle war voll eingerichtet, in der Garage stand ein gut erhaltenes Automatik-Auto, und das ganze Grundstück machte einen recht ordentlichen Eindruck. Das ältere Ehepaar Rilke, das als Nachbarn die zweite Hälfte des Doppelhauses bewohnte, lebte auf ihrem Grundstück sehr zurückgezogen. Dem Rentnerehepaar, deren Sohn als tüchtiger Handwerker viel mithalf, den Eltern die Siedlerstelle so schnell wie möglich bewohnbar zu gestalten, ging es in diesem Fall besser als mir. Ich war mit meinen vier Kindern nur ein geduldeter Nachbar, dem man am besten aus dem Wege ging. Der Sohn vom älteren Nachbarnehepaar besaß eine großes Auto, mit dem er die Anfangsschwierigkeiten beim Einrichten der Siedlerstelle viel schneller und besser bewältigen konnte. Trotzdem entwickelte sich in der neu gegründeten Siedlung schnell eine recht hilfsbereite Schicksalsgemeinschaft, in der alle ein Ziel verfolgten. So schnell wie möglich neue Wohnhäuser einzurichten, die ständig verschönert und ausgebaut wurden.
Nach einem Jahr waren etwa 50 Siedlernebenerwerbstellen fertig gestellt worden, und ich muss sagen, dass die Deutsche Bauernsiedlung in Düsseldorf sich wirklich Mühe gegeben hatte, die einzelnen Siedlerwünsche zu erfüllen. Es wurden Siedlerversammlungen einberufen, und mir ist kein Fall bekannt geworden, dass jemand sich benachteiligt fühlte. Im kleinen Rahmen wurden auch Nachbarschaftstreffen veranstaltet, wobei ich den schön geschmückten Keller zur Verfügung stellte. Es wurde gegessen, getrunken, gesungen und getanzt, und die Siedlergemeinschaft schien optimal zu funktionieren. Das dem nicht so war, sollte ich später erfahren, als ich wegen nicht überbrückbarer Ehestreitigkeiten den Fehler machte meine Familie zu verlassen. Aber davon berichte ich noch im weiteren Verlauf meiner Erzählung.
Im Juli 1975 flog ich zum ersten Mal mit meiner ersten Frau und Sohn Thomas nach Mallorca. Ich kaufte mir ein spanisches Lehrbuch, und ich muss sagen, dass mir der Urlaub gefallen hatte. Das Neue unter Spaniens Sonne faszinierte mich, und ich vergaß viele meiner Sorgen. Meine Exfrau hatte sich einen engen Bikini gekauft, sie räkelte sich am Badestrand, und unser Thomas war glücklich, als er am Meeresufer kleine Fischchen fangen konnte. Zu der Zeit ging ich mit meiner Frau auch noch mehrmals abends tanzen ins Oberbayern-Lokal in Arenal. Die abendlichen Spaziergänge waren für das Eheleben eine Wohltat. Nur, dass meine Frau sich schämte mit mir ins Wasser zu gehen. Ich selbst litt unter meinem verkrümmten Rückgrat, was mich aber nicht hinderte viel und weit am Meeresufer entlang barfüßig zu laufen. Als wir vom Spanienurlaub zurückkamen, fuhren meine Frau und ich öfters ins Schwimmbad nach Heiligenhaus. Das Schwimmen hatte meine Ehemalige im Bad auf der Grünstraße in Düsseldorf erlernt, worauf sie besonders stolz war.
Nach einem Jahr, im Frühsommer 1976 flogen meine erste Frau und ich zu zweit wieder nach Mallorca, zum Badeort in Soller, wobei ich feststellte, dass sie gern mit anderen Badegästen sprach, und sich ihrer Erfolge rühmte. Sie betonte öfters, dass, wenn sie nicht dahinter gewesen wäre, ich nie zu einem Beamten geworden wäre, wir hätten auch nie ein Einfamilienhaus erworben, auch hätten wir nie ein Auto besessen. Die Betonung lag immer darauf, dass sie der Motor zu allen Erfolgen gewesen sei, dass sie einen Jungen haben wollte, das hätte sie auch geschafft. Ich wäre der nur minimal verdienende Vater von einer kinderreichen Familie, die voll von der Mutter gelenkt und gesteuert wird. Teilweise habe ich diese Redensarten geduldet, nach dem Motto: "Rede du, was du willst, in losen unverbindlichen Reden bist du großartig, aber selbst mal etwas Konkretes auf die Beine zu stellen, dafür bist du nicht fähig."
Ich huldigte zu dieser Zeit einer sehr konservativen Einstellung: "Die Frau ist für Kinder, Kirche und Küche zuständig, der Mann müsse sich um das nötige Einkommen kümmern, damit alle in der Familie ihr Auskommen hätten. Ich kümmerte mich zu wenig um die Belange meiner heranwachsenden Töchter, sie wuchsen in der Zeit auf, als die wilde Beatle-Musik überall zu hören war, dann rauchten die Mädchen alle wie sie waren, sie liefen nach der neuesten Mode gekleidet herum, meist im Super-Mini und liefen zu ihren Tanzvergnügungen, wie es ihnen gefiel. Wenn die Mädchen manchmal zu spät nach Hause kamen, abends nach 22 Uhr, da sollte ich dafür sorgen, dass sie rechtzeitig im Bett lagen. Meine Ehemalige verstand es, mich als Buhmann hinzustellen, der den Kindern nichts gönnte, der allem Neuen Widerstand entgegensetzte, und der nur als sturer Beamter, seiner sinnlosen Tätigkeit nachging. Ich wurde als Partymuffel und Griesgram abgestempelt, obwohl das gar nicht stimmte, denn zu der Zeit spielte ich leidlich Akkordeon, und im Keller, den ich schön ausschmückte, fanden sich oft mehrere Nachbarn ein, um bei gutem Essen und Trinken das Tanzbein zu schwingen.
Im Neubaugebiet hatten sich meist junge Handwerker-Ehepaare angesiedelt, die viele Eigenleistungen am Grundstück erbringen konnten. Wenn wir am Sonntag durch die Siedlung spazierten, da bemerkte meine Ehemalige oft genug: "Sieh mal, wie die anderen den Garten schön eingerichtet haben, was dort für schöne Terrassen und Zäune gebaut worden sind." Die Neusiedler wetteiferten untereinander, ihre Häuser schöner und ansehnlicher zu gestalten, um vor dem Nachbarn angeben zu können. Dazu kam noch, dass viele junge Frauen stundenweise mithalfen, dem Ehemann finanzielle Unterstützung zu ermöglichen. Weder finanziell noch materiell erhielt ich von der großen Verwandtschaft Hilfe, im Gegenteil, manches wurde bemängelt und beredet, wofür ich beim besten Willen nichts konnte.
Als Finanzbeamter, der keinen handwerklichen Beruf erlernt hatte, wagte ich mich an Arbeiten, wie Terrassen bauen, Zäune errichten, Tapezieren, Gartenbepflanzungen, die sofort als stümperhaft erkannt wurden. Dazu kamen noch die Vorhaltungen meiner ersten Frau.
"Siehst du, du hast doch keine Ahnung, lass das lieber andere machen, die schlauer sind als du!"
Die allgemeine Abneigung gegenüber "Bürohengsten" mit zwei linken Händen, von denen die Finanzbeamten als die schlimmsten dargestellt wurden, war für meine Frau eine wohltuende Bestätigung ihrer eigenen Schlauheit.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass die Siedlerjahre in Homberg-Meiersberg für mich mit Erfahrungen und Arbeiten ausgefüllt waren, die ich für interessant und lehrreich bezeichnen kann.
Meine fünf Kinder haben das Wohnen auf dem flachen Land sehr unterschiedlich erlebt. Die älteste Tochter Ursula, hatte ihre eigene kleine Wohnung in Düsseldorf und schien glücklich verheiratet zu sein. Lydia, die Zweitälteste, die als Arzthelferin beruflich sehr zufrieden war, wohnte in einer kleinen Mietwohnung, und genoss ihre Unabhängigkeit von den Eltern. Renate, die dritte Tochter, wohnte nur so lange in Homberg, bis sie als kaufmännischer Lehrling im Kaufring-Einkaufszentrum einen festen Lehrvertrag in der Tasche hatte. Sie klammerte sich sehr an die beiden älteren Schwestern, die ihr gute Ratschläge erteilten, wie man die Zucht und Ordnung im Elternhaus umgehen kann. Angela besuchte die Realschule in Ratingen, und beklagte sich nicht über Unterrichtsprobleme. Nur mit dem jüngsten Sohn Thomas, der in Alt-Homberg eingeschult wurde, da gab es Schwierigkeiten.
Er war ein aufgewecktes, munteres Kerlchen, der am liebsten mit seinem Vater auf den Feldern oder im Wald herumlief und ein freies unbeschwertes Jungendasein genießen wollte. Gern spielte er mit mir oder anderen Kindern Fußball, oder raste mit dem Fahrrad durch die Gegend. Er hatte keinen Kindergarten besucht, und ich hatte es versäumt ihm vor dem Schulbeginn irgendwelche Buchstaben oder Zahlen beizubringen. Zu allem Übel kam er in eine Klasse, die nach der neuen Ganzheitsmethode unterrichtet wurde. Dazu kam noch, dass ich nicht akzeptieren konnte, dass er als Linkshänder unmögliche Kreise und Striche zusammenkratzte, die Buchstaben und Ziffern darstellen sollten. Nach einem halben Jahr, wurden wir Eltern benachrichtigt, mit dem Jungen da stimmt etwas nicht. Er beteiligt sich nicht am Unterricht, kann dem Lehrstoff nicht folgen, und es sah danach aus, als ob er die erste Klasse wiederholen müsste. Meine Ehemalige war natürlich schockiert und lud ihren Frust an mir ab.
"Ich hab` immer gewusst, dass du doof bist", schrie sie mich an, "du kannst dem Thomas nicht einmal das ABC beibringen. Hast du Abitur oder hast du keins?" fragte sie mich unsinnigerweise. Jedenfalls, ich musste mit Thomas sehr viel üben und ihm mit viel Geduld die Grundbegriffe des Alphabets beibringen, ehe er nach der neuen Lehrmethode ein paar Wörter entziffern konnte.
Dass Thomas später das Abitur bestehen sollte, und sogar sechs Jahre lang auf der Duisburger Universität Volkswirtschaftskunde studieren sollte, dass hätte damals keiner gewagt vorherzusagen. Alle diese Probleme wirkten sich natürlich nicht fördernd auf die Ehe aus. Es kam immer öfters zu Meinungsverschiedenheiten zwischen mir und meiner ersten Frau. Sie fühlte sich vernachlässigt und missverstanden, weil ich den Fehler beging, tagelang über alle diese Schwierigkeiten nicht zu sprechen. Ich hüllte mich in Schweigen, ich verkroch mich in mein Zimmer, spielte Akkordeon oder las Bücher. Für kurze Zeit hatte es meine Ehemalige verstanden, diese unnormalen Zustände zu kaschieren, als es hieß am 10.10.1976 wird unsere 25-jährige Silberhochzeit gefeiert.
Eine Messe in Alt-Homberg wurde gefeiert mit Kirchenchorbegleitung, anschließend ging es zum Festtagsschmaus in die "KRONE", in einen großen Saal einer Homberger Gaststätte, wo etwa sechzig geladene Gäste bei Wein, gutem Essen, Musik und Tanz einen schönen Nachmittag verlebten. Dass zu diesem Zeitpunkt die Ehe schon sehr an Zerwürfnissen gelitten hatte, dass ahnten die wenigsten eingeladenen Gäste. Es wurde von meiner ersten Frau ein "Fest" organisiert, wo sie ihre Bauernschläue und Verschlossenheit unter Beweis stellen konnte, und wovon noch lange gesprochen wurde. Meine Ehehälfte, die eine eifrige Sängerin im Dorfkirchenchor war, lud alle männliche und weiblichen Mitglieder des Kirchenchors zu einem nachträglichen Festessen in unserem Partykeller, wobei die heile Ehe vorgespielt wurde. Ein Jahr später fand noch einmal im kleineren Kreis ein Festessen statt, als unser Thomas zur ersten hl. Kommunion gehen musste. Für die Kirche und die Täuschung von Verwandten und Bekannten, hatte meine Frau immer viel Geschick aufgebracht, so dass manche es nicht wahrhaben wollten, dass ich zum 1. April 1979 die Siedlerstelle heimlich verließ und mir eine kleine Zweitwohnung in Düsseldorf neben meiner Dienststelle zulegte.
Ehe ich die Vorkommnisse mit meiner Ehescheidung beschreibe, möchte ich noch vorausschicken, dass ab dem 1.7.1977 ein neues Ehescheidungsgesetz eingeführt wurde, wonach das Schuldprinzip fallengelassen wurde. Das Wichtigste beim neuen Gesetz war der amtlich verordnete Versorgungsausgleich, d.h. der Finanzschwächere, in der Regel die Ehefrau, kam dabei gut davon. Sie konnte sich einen Liebhaber zulegen, den Ehemann so schikanieren, dass er es bei der Frau unmöglich aushalten konnte. Der so gehörnte Ehemann musste immer für alles bezahlen, die Schuldfrage an der Zerrüttung der ehelichen Gemeinschaft spielte keine Rolle.
Meine erste Frau war offensichtlich besser informiert worden als ich, sie sprach des öfteren von einer Scheidung, sonst gäbe es noch ein großes Unglück in unserer Ehe. Dass sie in den ehelichen Pflichten sehr sparsam war, und die stärkste Waffe einer Frau, die starke sexuelle Begierde des Mannes zu ihrem Vorteil ausnutzte, das brauche ich nicht besonders zu betonen. Zusätzlich kam noch, dass meine älteste Tochter Ursula, sich auch mit Scheidungsabsichten befasste, so waren sich Mutter und Tochter einig, der Mann hat an allen ehelichen Schwierigkeiten Schuld. Ich versuchte meine Ehe noch zu retten in dem ich eine katholische Eheberatungsstelle in Düsseldorf aufsuchte. Das Urteil des "Sachverständigen " lautete. Die Ehepartner sind wie Feuer und Wasser verschieden geartet, nur eine Scheidung käme in Frage". Mir wurde auch noch sehr verübelt, dass ich mich geäußert habe, ich hätte mit 5 Kindern genug für Vater Staat und Kirche geleistet, ich will keine weiteren Kinder mehr auf die Welt setzen. Meine erste Frau hätte am liebsten ein Dutzend Kinder gehabt, nach dem Motto, wo 5 Kinder satt werden, dort wird auch das sechste satt, und so weiter, und so weiter. Der Höhepunkt aller absurden Anschuldigungen kam noch. Ich wurde beschuldigt, meine erste Frau vor der Ehe vergewaltigt zu haben. Plötzlich wurde behauptet, ich wäre ja gar nicht kirchlich verheiratet. Meine erste Frau wollte ein kirchenrechtliches Eheannullierungsverfahren. Die Anschuldigungen wurden im Erzbischöflichen Offiziliat in Köln angenommen und von verschiedenen kirchlichen Stellen in einem Zeitraum von 1981 bis 1988 "bearbeitet". Nach vielen Jahren nerven tötendem Schriftverkehr wurde dann die Ehe-Nichtigkeitsklage niedergeschlagen. Wie viel Ärger mir dieses Ehe Aufhebungsverfahren einbrachte, daran darf ich gar nicht denken. Dann kommt mir heute noch die Galle hoch, dass die "Kirche" nichts anderes zu tun hatte, als die Gehässigkeiten einer frustrierten Ehefrau noch zu fördern.
Neben diesem kirchlichen Prozess, lief das zivilrechtliche Scheidungsverfahren vor dem Amtsgericht in Ratingen. Im Nachhinein kann ich behaupten, ich bin von vielen falsch beraten worden. Als ich merkte, dass meine Ehe auf der neuen Siedlerstelle immer unerträglicher wurde, kam ich auf die Idee, diesen Wohnsitz aufzugeben, da, wie ich annahm, ich allein den Siedlerberechtigungsschein erhalten hatte. Dieses wurde mir auch von einem Beamten der Deutschen Bauernsiedlung bestätigt, und er meinte, wenn ich die Siedlerstelle nicht mehr bewirtschaften wollte, das wäre kein Problem. Ich müsste eben mit meiner Familie eine neue Wohnung suchen, und alle eingegangenen finanziellen Verpflichtungen ausgleichen. Der Zufall spielte Schicksal. In meiner Dienststelle las ich das Angebot einer preiswerten Mietswohnung auf der Oberbilker Allee, die ich für einen Zeitraum für 5 Jahre mietete.
Ich blättere wieder in meinem Gedächtnis zurück, zur der Zeit, als ich im September 1978 das erstemal eine Kur beantragte. Mein Hausarzt hatte mir im Heilbad Neustadt an der Saale eine 4-wöchige Heilbehandlung angeraten. Im Alter von 54 Jahren machten sich bei mir deutliche Verschleißerscheinungen bemerkbar, ich litt an Übergewicht, ich wog damals fast 70 Kg, und mein Kreislauf sollte durch eine Heilkurbehandlung gestärkt werden. Meine erste Frau war gegen die Kur, auch gegen den Ausweis von 50 % Erwerbsminderung, den ich mir vom Versorgungsamt ausstellen ließ. Sie behauptete permanent, ich sei zu allem zu träge, sie müsse sich von einem faulen Beamten scheiden lassen.
Als ich von der Kur zurückkam, hatten sich die Ehestreitigkeiten noch verstärkt, sie gipfelten in der Behauptung, ich sei ein unberechenbarer Krüppel, um den jede normale Frau einen großen Bogen machen würde. Im Ehebett spielte sich nichts mehr ab. Ich fühlte mich sehr gekränkt und begann einen Teil meines Gehalts nur gegen Empfangsbescheinigung an meine Frau auszuzahlen. Den Rest behielt ich für spätere Scheidungskosten oder unvorhergesehene Ausgaben. Im Dezember 1978 flog ich das erste Mal allein nach Spanien. Dort lernte ich eine verheiratete Frau kennen, die ähnliche Eheprobleme wie die meinigen hatte. Diese Frau gab mir die Bestätigung, dass ich keineswegs für alle Frauen ein Berserker wäre, vor dem man Reißaus nehmen müsste. Im Gegenteil, ich verlebte in diesen zwei Urlaubswochen recht interessante und abwechslungsreiche Tage. Das Weihnachtsfest 1978 verlief in stummer Gleichgültigkeit. Zu Sylvester versuchte ich einen Neuanfang mit meiner Frau, den sie aber ablehnte. Sie behauptete immer wieder: "Ich kann dich nicht mehr riechen, verschwinde aus Homberg, sonst geschieht noch ein Unglück".
Zu dieser Zeit besaßen wir noch den kleinen DAF 44 für dessen Unterhalt ich aufkam. Sämtliche Auslagen die mit der Bewirtschaftung der Siedler-Nebenerwerb-Stelle anfielen und alle Lebenshaltungskosten trug ich ohne zu murren. Von Verwandten und Bekannten erhielt ich in dieser Zeit viele Ratschläge, die sich später alle als falsch erwiesen. Mein hilfreicher Arbeitskollege Gerd G. versuchte zum letzten mal eine Einigung zwischen mir und meiner Ehefrau zu erreichen. Alles war vergeblich. Ich bestellte noch die Frühjahrsaussaat im Garten und hoffte noch auf eine gütige Beilegung des Ehestreits. Meine erste Frau vergnügte sich unterdessen während den Karnevalsfestlichkeiten in Homberg und Ratingen. Als ich ihr erzählte, ich hätte eine kleine Zweizimmerwohnung nahe beim Finanzamt in Düsseldorf angemietet, da erschien sie erleichtert zu sein und versprach mir, beim Umzug zu helfen. Das Einpacken meiner persönlichen Sachen wie z.B. Unterwäsche, Bettzeug, Schuhwerk, Kleidungsstücke und Bücher, bewerkstelligte meine erste Frau und bedrängte mich, die Wohnung so schnell wie möglich zu beziehen. Mit dem kleinen DAF 44 Wagen, der Sohn Thomas half mir dabei, fuhr ich mein bisschen Hab und Gut in die neue Wohnung in Düsseldorf. Anschließend brachte ich meinen Sohn mit dem Auto nach Homberg zurück und fuhr ohne Wagen mit der S-Bahn nach Düsseldorf zur Wohnung an der Oberbilker Allee.
In den nächsten Tagen hatte ich genug zu tun, um mich in der neuen Situation zurechtzufinden. Lediglich meine Tochter Lydia erklärte mir, wie man eine Waschmaschine einschaltete, sie tröstete mich ein wenig in meinem tristen Dasein. Am schlimmsten waren die Wochenenden und Feiertage, wenn die Geschäfte in der Stadt geschlossen waren und ich nicht zum Dienst zu gehen brauchte. Die Oster- und Pfingstfeiertage 1979 waren langweilig und ich fühlte mich so elendig, dass ich am liebsten nach Homberg zur Familie zurückgefahren wäre. Ich besuchte damals noch Gottesdienste in verschiedenen Kirchen, wurde von Verwandten zum Kaffee eingeladen und war froh, als die Feiertage vorbei waren. Ich war noch keine Woche in meinem neuen Domizil und hatte mich wohlweißlich als Mieter eines Zweitwohnsitzes angemeldet, als meine Nochfrau ihre wahren Absichten verriet. Ich hatte gehofft, dass meine Familie die finanziellen Belastungen mit dem Unterhalt der Siedlerstelle nicht tragen könnte und in kurzer Zeit einen Kompromiss mit mir eingehen würde. Doch weit gefehlt. Mir wurde ein böswilliges Verlassen der Familie unterstellt, ich bekam einen Anruf von einem Rechtsanwalt aus Ratingen, der mich auf Unterhalt meiner Familie verklagte. Als Steuerobersekretär ging ich zu meinem Finanzamtsvorsteher Dr. Schneyer und bat ihn um Ratschlag. Er verwies mich an eine Studienkollegin, die als Scheidungsanwältin mich im nachfolgenden Scheidungsverfahren vertreten sollte.
In der kleinen Dachgeschosswohnung im vierten Stock fühlte ich mich alleingelassen nicht ausgelastet und recht unwohl. Mir fehlte der gewohnte Umgang mit der Familie, zu allem stellte ich mir immer wieder die Frage, was ich alles im Leben falsch gemacht hatte. Den Trost und die Hilfe, die ich von meinen Geschwistern erhielt, waren unbedeutend, wenn nicht manchmal sogar falsch. Mir wurde immer wieder eingeredet, ich hätte doch die Voraussetzungen für die Siedlerstelle allein erbracht, und meine Frau hätte mich mit anderen Männern betrogen. Das war aber für die Scheidungsanwälte uninteressant. Nach dem neuen Scheidungsgesetz war ich verpflichtet, für Frau und zwei minderjährige Kinder zu sorgen. Um an Lebenshaltungskosten einzusparen, fuhr ich nach Homberg und holte das DAF44 Auto aus der Garage, um es zu verkaufen. Bei dieser Gelegenheit wurde ich des Diebstahls eines auf meinen eigenen Namen zugelassenen Autos bezichtigt. Ich gab ein Inserat auf, um den Wagen zu verkaufen, und mir gelang es, für das Auto noch 500 DM zu bekommen. Bei dieser Gelegenheit stellte ich fest, dass meine Nochehefrau das Haustürschloss ausgewechselt hatte. Außerdem hatte sie sich einen Telefonanschluß anbringen lassen und den Kindern verboten mit dem Vater Kontakte zu unterhalten. Nach etwa zwei Monaten fuhr meine Ehemalige als "Beamtenfrau" zur Kur, und ich sollte mich um die minderjährigen Kinder kümmern.
Es war zur Zeit der großen Sommerschulferien, als ich unangemeldet zu meiner Homberger Wohnung fuhr.
Meine sechszehnjährige Tochter Angela hatte sich mit einem Schulfreund im Hause eingeschlossen. Erst als ich ihr 20 DM versprach, und mit der Polizei drohte, öffnete sie die Tür zum Wohnzimmer. Die herbeigerufene Polizei kümmerte sich nicht darum, dass meine zwei Kinder allein im Hause wohnten. Als ich meine langjährige Wohnung betrat, stellte ich Veränderungen fest, die auf die Anwesenheit von einem "Hausfreund" deuteten. Während ich für 3 Stunden meine Rechte als Besitzer der Siedlerstelle demonstrierte, wurde ich von meinen Töchtern Ursula, Renate und Angela enttäuscht, die mir erklärten, die Mutter hätte alle Kinder beauftragt, mich nicht mehr ins Haus zu lassen. Zudem hätte ich alle Rechte an der Siedlerstelle verwirkt, denn ich hätte böswillig die Familie verlassen, und ich wäre dabei, alles zu zerstören. Diese Vorhaltungen hatten mich sehr schmerzhaft getroffen und mir wurde bewusst gemacht, dass ich nicht nur das schwer erworbene Haus verloren hatte, nein auch das Vertrauen meiner Kinder.
Machtlos und rechtlos zog ich ab und versuchte in Düsseldorf in der kleinen Wohnung meine Sorgen zu vergessen. Da ich oft kleine Bastelarbeiten verrichtet hatte, begann ich Radios und einen alten Fernsehapparat auseinander zu nehmen um den technischen Zusammenbau besser kennen zu lernen. Ich tapezierte meine Dachwohnung, richtete sie nach meinem Geschmack ein, und ich empfing auch öfters Besuche von Bekannten, Verwandten und Kindern, die mich in dieser schweren Zeit trösteten. Das Kochen und sich selbst zu versorgen war nicht problematisch, für Geld konnte ich mir alles kaufen. Ich war aber niemals verschwenderisch. Meistens kaufte ich bei ALDI oder DIVI billige Lebensmittel ein und aß und trank alles, auf was ich gerade Lust hatte. Zur Wohnung gehörten auch ein Badezimmer und ein großes Wohnzimmer in dem ich manchmal bis acht Leute bewirtete. Mich störte an der praktisch eingerichteten Wohnung, dass ich ohne Aufzug immer vier Stockwerke hinauflaufen musste. Vom kleinen Dachgeschossfenster aus sah ich nur einen kleinen Teil der gegenüberliegenden Straßenseite, so dass mir der unmittelbare Kontakt mit der Umwelt fehlte. Mich ärgerte, dass ich für alles bezahlen musste und nach fast 30 Ehejahren in einer kinderreichen Familie plötzlich allein war. Diese Situation kann keiner nachempfinden, der nicht selbst in einer solchen Lage gewesen ist. Ich beschwerte mich bei der Deutschen Bauernsiedlung in Düsseldorf, beim Petitionsausschuss der Landesregierung NRW über das Unrecht, das mir angetan wurde. Keiner konnte mir oder wollte mir helfen. Ich bezahlte für zwei Wohnungen mit allen Nebenkosten, und musste mit allen Problemen allein fertig werden.
Oft bekam ich Einschreibebriefe vom Scheidungsanwalt meiner Frau, in denen immer wieder neue Geldforderungen erhoben wurden. Das Gute dabei war die Tatsache, dass ich zu dieser Zeit eine leichte Finanzamtstätigkeit ausüben konnte. Ich war Sachbearbeiter in der Kassenaufsicht geworden, und konnte Arbeiten delegieren, die ich früher allein machen musste. Zudem hatte ich Kollegen gefunden, die mir in dieser kritischen Zeit sehr viel Verständnis entgegenbrachten.
Mit der Zeit habe ich die Kontakte zu meinen Kindern intensiviert und bei meinen Geschwistern fand ich Hilfe bei der Bewältigung meiner Probleme. Außerdem bin ich mehrmals nach Spanien in Urlaub geflogen, wo ich Leute kennen lernte, die noch viel Schlimmeres im Leben durchhalten mussten. Bei einer dieser Urlaubsflüge nach Arenal lernte ich eine Witwe aus dem Sauerland kennen, bei der ich im ersten Halbjahr 1980 für sechs Wochen wohnte, um von dort aus Anwendungen im Kurort Berleburg zu erhalten. Dieser Kuraufenthalt war mir vom Arzt dringend empfohlen worden, um meinen Gesundheitszustand zu verbessern, der sehr unter dem Alleinsein während der Scheidungszeit gelitten hatte.
Überraschend besuchten mich die Töchter Renate und Angela in Hatzfeld, weil ich als erziehungsberechtigter Vater von Angela meine Unterschrift unter einen von ihr unterschriebenen Lehrvertrag setzen sollte. Nach bestandener mittlerer Reifeprüfung hatte sich Angela verpflichtet, eine 3-jährige kaufmännische Lehre in einem Eisenwerk in Ratingen zu absolvieren. Ich muss dazu erwähnen, dass Angela die Prüfung vor der Industrie und Handelskammer mit gut bestanden hat. In späteren Jahren hat sie in Abendkursen das Fachabitur nachgeholt und einige Semester Kunstgeschichte studiert.
Angela arbeitete in der Werbebranche und als allein stehend, hat sie mit ihren Freunden das Leben so gestaltet, wie es ihr am besten erschien.
Die abwechslungsreichen Monate bis zum Scheidungstermin vergingen wie im Flug. Als ich am 23. September 1981 eine Vorladung vom Amtsgericht in Ratingen erhielt, sah ich keine Möglichkeit mehr, meine Ehe aufrechtzuerhalten. Ich wurde rechtskräftig geschieden, wobei im Rahmen des Versorgungsausgleichs meiner geschiedenen Frau eine Rentenanwartschaft in Höhe von ca. 700 DM übertragen wurde. Das Sorgerecht für den Sohn Thomas erhielt meine geschiedene Frau.
Thomas besuchte nach abgeschlossener Volksschule in Homberg ein Gymnasium in Ratingen, wo er auch das Abitur bestand. Nach dem Gymnasialabschluss erlernte er in zwei Jahren das nötige Rüstzeug bei der DEUTSCHEN BANK. Doch er wollte (sollte) etwas Höheres erreichen. Er kündigte den Job und begann an der Universität in Duisburg Wirtschaftswissenschaften zu studieren. Mit fast 30 Jahren hat er das Studium erfolgreich beendet und arbeitet momentan im Büro bei einer japanischen Baufirma.
Wenn ich den beruflichen Werdegang von Thomas und Angela kurz skizziert habe, so möchte ich nicht versäumen, dass auch die drei anderen Mädchen beruflich sich durchs Leben boxten, und heute im Jahre 1999 viele Erfahrungen gesammelt haben, die für meine Begriffe nicht immer nachvollziehbar sind.
Renate, die bei einem Warenhauskonzern als Verkaufslehrling angefangen hatte, versuchte in verschiedenen Jobs ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Ob es immer richtig war, was sie getan hat, das entzieht sich meiner Kenntnis. In jedem Fall ist sie seit fünf Jahren mit einem tüchtigen Ingenieur verheiratet, der als Witwer für seine Tochter eine liebevolle Frau suchte. Die Ehe mit Franz Spitznagel und Tochter Jasmin scheint zu funktionieren. Sie wohnt in Marktheidenfeld und hat keine finanziellen Probleme.
Lydia, meine zweite Tochter, hatte sich für einen sozialen Beruf entschieden. Sie bestand die Prüfung als Arzthelferin und arbeitete mehrere Jahre sehr fleißig und selbständig in mehreren Arztpraxen, bis sie einen jungen belgischen Soldaten kennen lernte, der für sie die große Liebe sein sollte. Sie heiratete kurzfristig, verlegte den Wohnsitz in die Nähe von Antwerpen und begann mit ihrem Mann Marcel van der Avert eine selbständige Tätigkeit als Grundstückmakler und Seminarleiter für Nachwuchskräfte. Heute lebt sie schon seit fast 20 Jahren in Zoersel in einer vornehmen Villensiedlung. Sie hat zwei liebe Töchter Valerie und Melanie, und nach dem vorhandenen Wohnhaus zu urteilen, scheint sie "reich" geworden zu sein. Hoffentlich kann sie ihren aufwendigen Privatbesitz noch recht lange genießen.
Von meiner ältesten Tochter Ursula kann ich berichten, dass sie nach der 2-jährigen Bürolehre im Mannesmann-Hochhaus mit kaum 19 Jahren heiraten musste. Ihre Ehe wurde nach fünf Jahren geschieden und sie verstand es, mit viel Mut und Fleiß das Einzelkind Röttger zu erziehen, das neben Abitur das zahnärztliche Praktikum bestanden hat. Ihn kann man unter kluge, gut aussehende junge Männer einreihen. Ursula hat ein zweites Mal geheiratet und wohnt mit ihrem Mann in einer komfortablen Mietsvilla in der Nähe von Viersen. Sie haben als selbständige Unternehmer einen Handelsvertrieb von Industrieerzeugnissen aufgebaut, von dem sie ganz gut leben können.
So gesehen kann ich froh sein, dass alle meine Kinder beruflich und privat im Leben recht gut zurechtkommen. Ich habe sporadische Kontakte mit ihnen, und kann mich im Vergleich zu anderen Kindern nicht beklagen. Zum Lebenslauf meiner Exfrau kann ich erwähnen, dass sie ohne erlernten Beruf im Alter von 20 Jahren mich heiraten musste. Es folgten fast 30 Ehejahre mit allen Höhen und Tiefen mit einem für ihre Begriffe recht treudoofen Ehemann. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor, die alle recht selbständig ihre eigenen Wege gehen. Nach der Scheidung heiratete sie zum zweiten Mal am 23.2.1984 den Hausbesitzer Erwin Rixen, der in Grefrath wohnhaft ist. Für mich war diese Verheiratung ein großer Gewinn. Seit diesem Tage brauche ich keine Alimente mehr zu bezahlen weder für meine Kinder noch für sie. Außer einigen Zufallskontakten habe ich zu meiner ersten Frau keine Verbindung. Trotz einiger negativer Eigenschaften, hat sie es verstanden, für sich und die Kinder ein Vermögen zusammenzuheiraten, das für manche nachahmenswert erscheint.
Ehe ich über mein Leben weiter berichte, muss ich in meinem Gedächtnis bis zu diesem Tage zurückblättern, an dem ich rechtskräftig geschieden wurde. Dass ich kein Glück mit dem Kauf der Siedlernebenerwerbstelle hatte, das habe ich schon erwähnt. Ich hatte mit der Deutschen Bauernsiedlung einen Kaufvorvertrag unterschrieben, in dem alle Rechte und Pflichten erwähnt waren. Der Eigentümer war die o.a. Bauernsiedlung, und ich war nur der Benutzer des Grundstücks. Zwischenzeitlich waren die Siedlerstellen zum großen Teil in die Grundbuchamtsbücher eingetragen worden, nur bei der Parzelle Homberg-Meiersberg, Herderstraße Nr. 48 stand die Grundbucheintragung noch offen. Meine Ehemalige bedrängte mich, dass ich auf das gemeinsam erworbene Grundstück verzichten sollte, dafür bot sie mir 30000 DM an. Wieder wurde ich falsch beraten, es hieß damals, niemals auf das Haus verzichten, sie muss das Grundstück verlassen. Doch ich hatte mich ja ins Abseits gestellt, hatte quasi auf meine Rechte am Grundstück verzichtet. Ich wäre leer ausgegangen, wenn ich nicht auf Zuraten meines Bruders Walter, die letztendlich ausgehandelte Summe von 25000 DM genommen hätte. Ich unterschrieb eine Verzichtserklärung auf alle Rechte am Grundstück in Homberg und zahlte das Geld auf ein Sonderkonto ein.
Meine jetzige Frau Trudi geb. Derichs war vor 5 Jahren dafür, dass ich das Geld an meine Kinder verteilte, damit es später bei meinem Todesfall nicht zu Erbstreitigkeiten käme. Ich zahlte jedem Kind ca. 5000 Mark aus und ließ mir Erbanspruchverzichtserklärungen geben. Seit diesem Tage habe ich ein gutes Verhältnis zu meinen Kindern, denn sie haben erkannt, dass ihr Vater kein geldgieriger, egoistischer Trottel ist, sondern er handelte nach dem Motto: Was man den Kindern mit warmen Händen gibt, das zählt doppelt, nach dem Tode kommt jeder Dank zu spät.
Meine Finanzamtskollegen bestätigten mir öfters: "Gerhard, seitdem du allein lebst und geschieden bist, da bist du viel umgänglicher geworden, du hast dich sehr zu deinem Vorteil verändert." Ich legte auch mehr Wert auf mein äußeres Aussehen. Ich kaufte mir moderne Herrenhemden, und bei einem Tanzabend im Haus Kolvenbach lernte ich eine Witwe kennen, mit der ich fast 5 Jahre lang viele Gemeinsamkeiten pflegte. Meine Hemmungen gegenüber Frauenbekanntschaften hatte ich größtenteils abgelegt, und als ich geschieden war, lernte ich mehrere Frauen kennen, die mich auch geheiratet hätten. Doch ich war ein gebranntes Kind, und scheute das Feuer. Trotzdem war es für mich immer wieder interessant mit ungebundenen Frauen zum Tanzen auszugehen, wobei ich sie gezielt ausfragte, was für Erfahrungen sie mit Männern gemacht hatten, und was sie für Vorstellungen in der Zukunft hätten. Dabei stellte ich fest, dass Frauen allgemein sehr materialistisch eingestellt waren. Als sie hörten, ich wäre geschiedener Finanzbeamter mit einer Pensionsberechtigung, da waren sie meistens nicht abgeneigt mit mir eine engere Beziehung einzugehen. Als Sachbearbeiter in der Kassenaufsicht im neu erbauten Finanzamt Düsseldorf-Mitte habe ich eine Beurteilung erworben, auf die ich stolz bin. Mein Unterdrückt sein durch meine erste Ehefrau hatte ein Ende, ich konnte mich frei entwickeln und meine Fähigkeiten unter Beweis stellen. Man könnte aber auch behaupten, beruflich ging es mit mir bergauf, aber privat ging die Ehe den Bach hinunter. Ich war allein und musste mich neu orientieren.
Als ich fast sieben Jahre lang allein lebte, kaufte ich mir, während ich schon pensioniert worden war, einen gebrauchten Personenwagen. Ich wollte mich selbst bestätigt wissen, ob ich mit 60 Jahren noch imstande war, sich im Autoverkehr zurechtzufinden. Ich erwarb ein VW-Auto mit 45 PS und Fließheck-Gehäuse, den ich in Hatzfeld bei meiner Bekannten gesehen hatte. Meine beiden Töchter Renate und Angela halfen mir das Auto nach Düsseldorf zu transportieren, und in der Folgezeit unternahm ich mehrere Fahrten ins Sauerland. Den Wagen hatte ich für 2000 Mark gekauft, und als größere Reparaturen anfielen, schenkte ich das Vehikel meiner Tochter Angela, die mir als kleines Dankeschön dafür 100 DM gab.
Meinen sechzigsten Geburtstag feierte ich mit meinen Verwandten und Arbeitskollegen im Bach-Restaurant an der Kruppstraße. Es war ein gelungenes, fröhliches Beisammensein, bei dem ich anklingen ließ, dass ich nicht mehr lange als Beamter tätig sein wollte. Die Umstellung der Finanzkasse auf das Kontokartenverfahren mit Hilfe der elektronischen Datenverarbeitung hatte das Arbeitsklima verschlechtert und Probleme aufgebracht, die ich nicht so leicht bewältigen konnte. Mir erschien die neue Computertechnik als ein Buch mit sieben Siegeln. Doch aus technischem Interesse heraus, und um mich als Pensionär noch geistig zu betätigen, kaufte ich mir einen LAPTOP mit Drucker und begann, Geschichten und Gedichte zu speichern, von denen auch manches veröffentlicht wurde. Ich war auch immer ein fleißiger Leser von Kreuzworträtseln, und manche langweilige Stunde überbrückte ich mit intensivem Suchen nach Lösungswörtern. Dass ich fleißiger Benutzer von Leihbüchern aus der Städtischen Bücherei am Hauptbahnhof war, das möchte ich nur am Rande erwähnen. Samstags kaufte ich mir oft die Rheinische Post und las die Heirats- und Bekanntschaftsanzeigen. Ich fand manche interessante Anzeige, auf die ich mich auch meldete, so dass ich Menschen kennen lernte, die alle irgendwie vom Schicksal verfolgt waren. Das lehrte mich aber, meine eigenen Sorgen besser zu ertragen.
Ein wichtiger Wendepunkt in meinem Leben war das Ausscheiden aus dem aktivem Beamten Dienst am 22. August 1985. Ich erhielt eine Urkunde in der vermerkt war, dass ich auf eigenen Antrag in den Ruhestand versetzt wurde. In einer Beurteilungsurkunde wurde mir Fleiß, Schnelligkeit, umsichtiges und verantwortungsbewusstes Arbeiten bescheinigt mit dem Zusatz, dass ich schwierigen und anhaltenden Belastungen gewachsen bin. Innerhalb von zehn Jahren habe ich die mittlere Beamtenlaufbahn durchlaufen, ich wurde zum Amtsinspektor mit Zulage beim Finanzamt Düsseldorf-Mitte ernannt, und mit der Besoldung nach der Gehaltsstufe Gruppe IX konnte ich mit meinen beruflichen Leistungen zufrieden sein.
Dass meine Ehe scheiterte, daran war ich nicht allein schuld. Ich hatte viele Fehler begangen, doch aus Fehlern habe ich viel gelernt, und hoffe, dass ich dieselben Fehler nicht noch einmal begehe. Ich wäre wohl noch längere Zeit allein geblieben, d.h. ich hätte nicht eine zweites Mal geheiratet, wenn nicht das Schicksal, wie so oft in meinem Leben, eine große Rolle spielte. Wie ich schon oben erwähnt habe, war ich kein Einzelgänger, obwohl mir das fälschlicherweise unterstellt wurde. Ich brauchte immer das Gespräch mit Gleichgesinnten, oder auch mit Frauen, die mir ein Mindestmaß an Verständnis entgegenbrachten. Im März 1986 hatte ich einen dreiwöchigen Urlaub nach Arenal auf Mallorca gebucht. Im Hotel traf ich auf eine junge Wienerin, eine kaum 50 -jährige nette, gut aussehende ehemalige Klosterangehörige. Diese Frau hatte kurz vorher den Orden verlassen, war ziemlich antireligiös eingestellt, d.h. sie berichtete mir viel von den Ungereimtheiten, die sich hinter den Klostermauern abspielten. Mich faszinierte der leichte österreichische Dialekt, ich ging mit ihr tanzen, und wir verlebten zwei wunderschöne Wochen unter Spaniens blauem Himmel. Meine gute, uneigennützige Bekannte Anni Kluger im Sauerland riet mir dagegen, ich sollte mir eine vernünftige, zu mir passende Frau suchen und alle "Eintagsfliegen "vergessen. Ich befolgte ihren Ratschlag und hielt in verschiedenen Zeitungen fleißig Ausschau nach Anzeigen von Partnerschaftsangeboten, die in etwa meinen Vorstellungen entsprachen. Auf solche Inserate antwortete ich auch mehrmals.
Als ich am Fronleichnam-Feiertag 1986 wieder allein in meiner Düsseldorfer Wohnung war, da klingelte abends das Telefon und eine liebliche Stimme fragte mich, ob Herr Rieger am Apparat sei. Es war abends nach der Tagesschau im ersten Programm, und ich hatte mich gerade auf dem Bett bequem zurechtgelegt. Ich bejahte die Frage und erfuhr, dass meine anvisierte Zeitungsbekanntschaft meine Zuschrift für beachtenswert befunden hatte. "Entschuldigen Sie, wenn ich heute nicht viel mit Ihnen reden kann, denn ich bin müde aus meinem Spanienurlaub zurückgekehrt", unterbrach ich sie höflich, " können wir uns nicht einmal treffen, dann lässt es sich doch besser über alles sprechen."
"Ja, gut, wenn Sie wollen, dann kommen Sie morgen um 16 Uhr zur Haltestelle vor dem Kaufhaus Horten in Neuss, ich werde dort sein. Schlafen Sie sich zuerst mal aus. Gute Nacht !"
"Das war kurz und bündig", schoss es mir durch den Kopf, machte mir aber keine weiteren Gedanken, sondern schlief in dieser Nacht ziemlich schnell ein. Warum ich auf die Partnerschaftsanzeige im Düsseldorfer Rheinboten antwortete, dazu muss ich erwähnen, dass der kurze Text mich zur Überlegung führte, dieses Mal könnte es die richtige Frau sein. Die folgenden Zeilen, die, wie ich später erfahren habe, von der besorgten Tochter Erika heimlich als Muttertagsüberraschung an die Zeitung geschickt worden waren, sollten für mich der Beginn einer großen Lebensumstellung sein.
Der Text lautete: «SIE, 56/1.58, 48 kg, häuslich, leicht gehbehindert, sucht lieben und aufrichtigen Partner für gemeinsame Freizeit, Urlaub etc. Nichtraucher angenehm. Zuschriften unter D04078 an unsere Geschäftsstelle». Da ich durch einen Unfall im frühen Kindesalterrecht klein geblieben bin, und auch eine leichte Rückgratverletzung davongetragen habe, war ich der Meinung, dass eine Frau, die leicht behindert ist, auch meine Unnormalitäten leichter akzeptieren wird. Der Altersunterschied war kein Hindernis, die Nachbarstadt Neuss war schnell zu erreichen, und schon fünf Minuten vor der vereinbarten Zeit, stieg ich etwas zögernd aus der Straßenbahn, um den Treffpunkt zu suchen. Die Gewichtsangabe von 48 kg hatte mich etwas stutzig gemacht, ich wog damals fast 65 kg, und es stand für mich fest, dass meine Partnerschaftskandidatin keine riesige Frau sein konnte. Nichtraucher war ich auch, und in den Urlaub wollte ich nicht immer allein fahren, das war mir auf die Dauer zu riskant. Nachdem ich ausgestiegen war, schaute ich mich scheu an der Haltestelle um. Auf einer eisernen Bank vor dem Einkaufshaus saß eine zarte, gut gekleidete, zierliche Frau, die scheinbar achtlos vor sich hinschaute.
"Das ist sie!" schoss es mir in den Kopf. Mir viel ein Stein vom Herzen, sie war gekommen, genau so pünktlich wie ich, und die erste Augenscheinnahme verlief positiv. Zaghaft näherte ich mich ihr und mit einer kleinen Verbeugung fragte ich: "Entschuldigen Sie, ich warte hier auf Frau Krepek, sind Sie es zufällig?"
Ein Blick aus rehbraunen Augen traf mich prüfend, ein Aufleuchten ging über ihr ganzes Gesicht und mit fester Stimme antwortete sie: "Ja, das bin ich, und Sie sind der Herr Rieger aus Düsseldorf?"
Nach ihrer Figur zu urteilen, so hatte ich sie mir vorgestellt und als sie aufstand, bemerkte ich, dass ihr rechtes Bein unwesentlich verkürzt war. Ich gab ihr die Hand, verbeugte mich leicht und sagte: " Wollen wir nicht ins Kaufhaus gehen, in die Cafeteria, dort können wir besser sitzen und uns unterhalten."
Als ich voranging, spürte ich ihre Blicke auf meinem Rücken, und fühlte mich dabei nicht wohl.
"Ob, sie sich an meiner Größe stört?" fragte ich mich lautlos.
Etwas unsicher bahnte ich mir den Weg zur Cafeteria im zweiten Stock, darauf achtend, dass sie hinter mir herging. Zwei leere Stühle an einem Ecktisch waren der richtige Platz zum Gedankenaustausch. "Wollen wir uns dorthin setzen?" fragte ich aufmerksam, schob ihr einen Stuhl zurecht und wartete bis sie Platz genommen hatte. Ich setzte mich auf den Stuhl ihr gegenüber und begann etwas stockend die ersten Sätze zu formulieren.
"Die Straßenbahn fährt ja schnell von Düsseldorf nach Neuss, keine halbe Stunde, aber entschuldigen Sie, was darf ich Ihnen zu trinken bestellen? Vielleicht einen Kaffee mit Kuchen?"
"Nein, danke, keinen Kaffee, wenn ich um ein Glas Mineralwasser bitten darf, das ist mir das Liebste."
"Oh, bescheiden ist sie auch noch, das ist ja gut!" ging es mir durch den Kopf. Schnell erhob ich mich und eilte zur Getränketheke.
"Ein Flasche Wasser bitte, und eine Cola ", bestellte ich, bezahlte gleich den unwesentlichen Betrag und kam mit zwei Flaschen zurück . "So, das hätten wir, darf ich Ihnen einschenken ?" fragte ich wie ein Kavalier und wartete bis sie sich selbst ihr Glas gefüllt hatte.
"Na, dann Prosit!" fuhr ich mit dem unterbrochenem Gespräch fort und musterte aus den Augenwinkeln heraus meine Gegenüber.
"Frau Krepek heißen Sie, wenn ich Sie richtig verstanden habe, was mich interessiert, sind Sie alleinstehend oder wohnen Sie mit Kindern zusammen?"
"Nein, nein, ich bin geschieden, ich habe eine Tochter, Sie wohnt hier auch in Neuss, ich arbeite noch, meistens von früh sechs bis zwei Uhr und freue mich Sie kennen zu lernen."
�Oh, arbeiten tut sie auch noch", registrierte ich blitzschnell, "das ist nicht schlecht."
"Ich bin ja schon pensioniert" wandte ich ein, "ich bin auch geschieden und möchte eine Frau kennen lernen, mit der ich Gemeinsamkeiten entwickeln kann."
"Was verstehen Sie unter Gemeinsamkeiten?" lautete ihre Gegenfrage.
Sie räusperte sich, und was ich daraufhin geantwortet habe, und was ich im einzelnen alles gesagt habe, an das kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Ich weiß nur, dass meine neue Bekannte aus der Zeitung nicht so viel fragte und redete wie ich es tat. Sie achtete auf meine Aussprache, meine Gesichtsmimik und registrierte sehr genau alle meine Aussagen. Nachdem wir die Getränke ausgetrunken hatten, machte ich den Vorschlag, einen kleinen Spaziergang zu unternehmen.
"Ich kenne die Stadt nur wenig, vielleicht sind Sie so gut, Frau Krepek, und Sie zeigen mir, wo hier die Altstadt ist."
"Eine Altstadt gibt es nicht in Neuss, dafür haben wir einen schönen Marktplatz, dorthin können wir gehen, und wenn Sie wollen, dann gehen wir ein Stückchen weiter, bis zu meiner Wohnung."
"Ist das weit ?" fragte ich neugierig.
�Nein, nein , bis zur Kanalstraße, gehen wir vielleicht 10 Minuten, bei Gelegenheit zeige ich Ihnen meine Unterkunft."
Diese Antwort verblüffte mich und erfreute mich zugleich.
"Oh, das finde ich aber nett, dass Sie soviel Vertrauen zu mir haben, hoffentlich enttäusche ich Sie nicht."
"Danach Sehen Sie aber nicht aus, ich habe einen Blick für Menschen, und als ehemaliger Beamter werden Sie ja wohl nicht gleich über mich herfallen ", antwortete sie zweideutig. Wir gingen ein paar Minuten schweigend an einer großen Bushaltestelle vorbei, und blieben vor dem Haus Nr. 39 an der Kanalstraße stehen. Meine Begleiterin öffnete die Haustür, dann noch einmal eine Seitentür zu einer Parterrewohnung, die bescheiden aber sauber eingerichtet war. Eine länglich Küche, mit einem großen kombinierten Wohnzimmer mit Schlafgelegenheit und einem länglichen Badezimmer wo Waschmaschine und Frisiertoilette standen, rundete das Bild von einer kleinen, gemütlichen Wohnung ab.
"Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?" wandte sich meine zarte Begleiterin an mich.
"Ja, natürlich, wenn Sie etwas Trinkbares haben, aber keinen Alkohol bitte, und wenn Sie können, dann schalten sie das Radio ein, ein bisschen Musik kann nicht stören? Nicht wahr?"
"Keinesfalls, ich mag sogar gute Musik, auch Tanzmusik."
"Können Sie tanzen?"
Ohne ihre Bestätigung abzuwarten, sagte ich mit einer kleinen Verbeugung:
"Darf ich Sie bitten?"
Bei flotter Radiomusik drehten wir einige Runden, die bei der Enge des Raumes bescheiden ausfielen. "Oh, wenn Sie gerne tanzen, dann mache ich Ihnen den Vorschlag, wir treffen uns das nächste Mal im Tanzlokal Weindorf in Düsseldorf, am besten gleich jetzt am Sonntag zum Nachmittag-Tanz-Kaffee."
"Ich bin einverstanden, hoffentlich sind Sie auch pünktlich zur Stelle!"
"Selbstverständlich, wie können Sie an den Worten eines Beamten zweifeln?"
Meine Gastgeberin stand auf, sie suchte in einem Schrank eine Schale mit Kartoffelchips, und dabei fiel mir die Ordnung auf, die darin herrschte. Handtücher, Taschentücher, Unterwäsche, Schuhwerk, Strümpfe und allerlei Krimskrams lagen wohlgeordnet und griffbereit in ausgelegten Fächern. Ich schaute mich in der Wohnung um. Kein Stäubchen Schmutz war zu entdecken, was mich in wohltuendes Erstaunen versetzte. Die hellen Gardinen passten zur Wohnungseinrichtung, ein moderner Hängelampenschirm verbreitete einen nicht zu grellen Schein über den ganzen Raum. Nach fast zwei Stunden verabschiedete ich mich mit Dank für die Gastfreundschaft und dem Versprechen, am Sonntagnachmittag rechtzeitig vor dem Tanzlokal zu erscheinen.
Der altbekannte Treffpunkt für jung und alt, Weindorf an der Adersstraße, war mir von früheren Zeiten wohlbekannt. Hier hatte ich manche schöne Stunde mit Damen verbracht, die nach Düsseldorf gekommen waren, um etwas zu erleben, oder die nur aus Spaß an der Musik mit mir tanzen wollten. Ich hatte mich schon um halb Vier eingefunden, als ich von weitem eine junge Frau im schwarzen Faltenrock und blütenweißer Bluse heraneilen sah. Mit ihrem schön zurecht gemachtem Haarschmuck, erschien sie mir wie eine Fee aus dem Märchenland.
"Das ist doch Frau Krepek aus Neuss" registrierte ich erfreut und ging auf sie zu, um sie zu begrüßen. Selbstsicher geleitete ich sie ins halbleere Lokal und führte sie an einen Tisch nahe an der Tanzfläche. Das Lokal mit fantastischer Innenausstattung, war der richtige Ort, wo man ungezwungen nähere Damenbekanntschaften machen konnte.
"Wie gefällt es Ihnen hier? Hoffentlich gut, und was darf ich für Sie bestellen?" fragte ich ohne Umschweife und lehnte mich in Gönnerpose auf einem weichen Plüschsessel zurück.
"Ich trinke nur ein Gedeck mit Wasser", antwortete meine Tanzpartnerin mit verheißungsvollem Blick.
Aus überdimensionalen Lautsprechern erklang dezente Plattenmusik, der Saal füllte sich mit tanzfreudigen älteren Menschen, und als das Mineralwasser mit meinem Bier kam, da war ich froh, eine für meine Größe passende Frau gefunden zu haben, die auch noch gut tanzen konnte. Als um Punkt vier Uhr eine aus fünf Mann bestehende Musikkapelle zu spielen anfing, wartete ich nur kurz, bis ich meine neue Bekannte aus Neuss auf die Tanzfläche führte. Sie ließ sich federleicht führen, trotz ihrer einseitigen Beinverkürzung, konnte ich mit ihr alle Tänze ausführen, wie ich sie mit niemandem vorher fertig gebracht hatte.
"Das hat ja wunderbar geklappt, ich bedanke mich", flüsterte ich ihr zu und führte sie zum Tisch zurück. Nach einigen Tänzen war ich vom Bier und der beschwingten Musik leicht berauscht und wagte ihr mein Du anzubieten. "Liebe Frau Krepek, ich bin ja einige Jahre älter als Sie, darf ich Sie mit ihrem Vornamen ansprechen? Ich heiße Gerhard, und wenn Sie nichts dagegen haben, dann können Sie Du zu mir sagen.
"Und ich heiße Trudi", kam die prompte Antwort. Die anschließende Unterhaltung verlief nun viel flotter und unbeschwerter. Was ich alles mit ihr gesprochen habe, das kann ich heute nicht mehr mit Einzelheiten wiedergeben. Jedenfalls verbrachte ich mit ihr einen sehr netten Sonntagnachmittag, und als um 18 Uhr die Musik zu spielen aufhörte, waren wir beide etwas enttäuscht. "Das war ja wohl heute der Anfang für schöne Tanzstunden ", wagte ich meine Trudi zu überreden, was mit freundlichem Blick und frohem Auflachen bestätigt wurde Ich ging mit ihr zur Haltestelle am Graf-Adolf-Platz und machte ihr den Vorschlag, wenn sie nichts dagegen hätte, dann käme ich bei schönem Wetter mit dem Fahrrad nach Neuss gefahren, um unsere Bekanntschaft noch zu vertiefen.
"Ja, ja, mir ist es recht, wenn du willst, dann komm am Mittwoch wieder so um vier Uhr nachmittags zu mir, dann mache ich dir einen guten Kaffee."
"Da freue ich mich schon heute drauf, ich komme bestimmt", erwiderte ich froh und winkte zum Abschied mehrmals mit meiner Mütze in der Hand.
Sie stieg in die Straßenbahn Nr. 9, die zur Stadthalle in Neuss fuhr und war bald meinen Blicken entschwunden.
In den folgenden Wochen und Monaten sollte ich noch öfters mit dem Minifahrrad nach Neuss fahren, das ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen konnte. Der Kaffee mit etwas Gebäck am folgenden Mittwoch war sehr gut, ich bestaunte das gute Kaffeeservice, die schönen Blumen auf dem Tisch, die gemütliche Stimmung gefiel mir und wir sprachen über Gott und die Welt. Zum Abschied gab ich einen verstohlenen Kuss, der zugleich der verspätete Bruderschaftskuss sein sollte, und ich lud sie zum erneuten Besuch des Tanzlokals Weindorf ein. "Wenn du am Sonntag auch nach dem Tanzen meine Wohnung besichtigen möchtest, das kannst du gerne tun. Noch besser ist es, wenn du Lust hast, dann können wir noch einen Spaziergang durch Düsseldorf machen, und wenn es spät sein sollte, dann kannst du bei mir auf der Couch übernachten."
"Mal sehen, Tschau bis samstags, aber sei wieder pünktlich und auf Wiedersehen", lautete die viel versprechende Antwort. Die Tage bis zum Samstag verbrachte ich mit Saubermachen meiner Einzimmerwohnung auf der Oberbilker-Allee.
Ich bewohnte ein kleines Appartement mit Küche und Bad, das im Erdgeschoss mit großem Fenster zur Straßenseite für eine kurze Zeit mein Domizil sein sollte. Am Samstagnachmittag war ich wieder pünktlich vor dem "Weindorf" und war gespannt, was mir der Tag bringen würde. Meine Trudi kam wieder schön gekleidet mit lächelndem Gesicht und bald saßen wir auf unseren gewohnten Plätzen. Manche Bekannte grüßten uns, und es war nicht schwer Kontakte mit Leuten an Nachbartischen zu bekommen. Die Musikkapelle spielte wieder die beliebten Oldies, viele ältere Menschen bewegten sich flott zu den mitreißenden Melodien. Die zwei Stunden Nachmittagstanztee vergingen wie im Fluge. Da draußen schönes Wetter herrschte, machte ich meiner Tanzpartnerin den Vorschlag, den nicht all zu weiten Weg zu meiner Wohnung zu Fuß zurückzulegen. Langsam schlenderten wir die Hüttenstraße entlang, unterhielten uns angeregt, und als ich die Tür zu meiner Wohnung öffnete, bemerkte ich die kritischen Blicke meiner Begleiterin. "Du musst entschuldigen, wenn es bei mir nicht so ordentlich aussieht wie bei dir, ich bin kein guter Hausmann, ich mache das Nötigste, ab und zu kommen meine Kinder zu mir, die mir helfen Gardinen aufzuhängen, die Waschmaschine zu bedienen oder andere hauswirtschaftliche Arbeiten zu erledigen, die ich ungern mache." Meine Trudi schmunzelte vor sich hin, registrierte alle Unordentlichkeiten und verfolgte schweigsam meine übereifrigen Erklärungen. Ich schaltete das Fernsehen ein, und als an diesem Abend das Grand Prix Musik-Festival übertragen wurde, brauchte ich nicht viel sprechen. Ich breitete auf einer Liegecouch die nötigen Sachen aus, um darauf schlafen zu können und ging ins Badezimmer, um mich zum Schlafengehen vorzubereiten. Meiner Trudi sagte ich, ein leichtes Gähnen unterdrückend , :"Du kannst ruhig die Sendung zu Ende schauen, mach es dir aber auf der Bettliege bequem und schalte zuletzt den Fernseher aus." Ich legte mich in mein Bett, deckte mich zu, und als ich nach Mitternacht aufwachte, sah ich beim Mondenschein meine neue Bekanntschaft auf der Couch liegen, ruhig schlafend.
Früh um sieben Uhr ging ich als erster ins Badezimmer, machte meine Morgentoilette und begann ein bescheidenes Frühstück vorzubereiten. Trudi folgte meinem Beispiel, zog sich schnell an und bald saßen wir am Frühstückstisch, um sich bei frisch gekochtem Kaffee und Toastbrot zu stärken. Zu dieser Zeit arbeitete meine neue Bekannte noch bei der Firma Swedex in Norf, und sie hatte es eilig nach Neuss zu kommen, um sich für den Nachmittagsdienst zurechtzumachen. Wir hatten uns in kurzer Zeit über vieles unterhalten und einige schöne Stunden verlebt. Am meisten sprach ich über meine traurigen Vergangenheitserlebnisse. Mit der Ehescheidung nach fast 30 Jahren wurde der Höhepunkt meine Misere erreicht.
Trudi tröstete mich so gut sie konnte, sie sagte: "Gerhard, du musst wissen, ich bin sogar zweimal geschieden worden, ich habe Pech mit den Männern gehabt, so wie du mit deiner ersten Frau. Aber lass die Vergangenheit ruhen, schau lieber nach vorn, die Zeit ist zu schade, um dem nach zu trauern, was nicht mehr zu retten ist. Ich stellte ihr die Frage:" Sag mir einmal, wie viele Zuschriften hast du auf die Zeitungsanzeige bekommen, und warum hast du mich angerufen, um mit mir Gemeinsamkeiten zu erleben?"
Sie antwortete offen und ehrlich: "Ich habe auf meine Partnerschaftsanzeige 6 Antworten bekommen. Ich habe mich auch mit drei Männern getroffen, bei den andern 3 habe ich schon beim Telefonieren gemerkt, dass sie für mich nicht in Frage kommen."
"Jetzt weiß ich aber immer noch nicht, warum du die anderen "Kandidaten" abserviert hast, und mit mir eine engere Beziehung aufbauen möchtest."
"Das ist leicht zu erklären. Ich suche einen Mann, der es ehrlich mit mir meint, ich brauche keine Sexabenteuer, ich möchte einen Mann kennen lernen, der mir in Leid und Freud zu mir steht, und der mir einiges bieten kann." Dann kam die entscheidende Frage: "Mein lieber Gerhard, möchtest du noch einmal heiraten?"
Im ersten Moment verneinte ich die Frage. Doch als wir darüber diskutierten, über die Vor- und Nachteile einer Eheschließung, da ließ ich mich von Trudi überzeugen, dass ein bloßes loses Zusammenleben mit einem Mann, für eine Frau viele Nachteile bringen kann.
"Du musst bedenken, Gerhard, ich werde eines Tages eine kleine Rente beziehen, da ich nur 15 Jahre an Versicherungszeiten vorzuweisen habe. Ich habe einen Jungen gehabt, der ist mit 13 Jahren gestorben, ich selbst lebte als Kleinkind fast 14 Jahre in einer Kinderklinik in Süchteln, mir wollten sie nach einem Unfall ein Bein abnehmen, ich habe keine guten Kindheitsjahre gehabt. Die einzige Tochter Erika macht mir dafür große Freude. Sie ist Postbeamtin, ich habe ihr geholfen eine eigene Wohnung einzurichten, und sie kommt ganz gut allein zurecht. Solange ich kann, gehe ich zu guten Bekannten den Haushaltputzen, wodurch ich mir einige Mark dazu verdiene. Finanziell komme ich jetzt gut aus, doch ob ich im Rentenalter auch noch so gut dastehen werde, das bezweifele ich stark. Deswegen suche ich einen Mann, der eine gesicherte Rente oder Pension vorweisen kann, den ich bei gegenseitigem Verständnis und Toleranz heiraten kann." Diese und andere Überlegungen meiner Trudi veranlassten mich, meine Ablehnung nochmals zu heiraten zu überdenken.
"Weißt du was liebe Trudi", antwortete ich ihr, "ich würde gerne mal mit deiner Tochter Erika über alles sprechen, was sagt die dazu, dass du jetzt einen neuen Freund hast?"
"Oh, ihr habe ich längst von dir erzählt, auch meinen zwei verheirateten Brüdern habe ich etwas von dir erwähnt. Alle meinen sie, ich wäre alt genug, um zu wissen, was ich zu tun gedenke, sie wünschen mir alle viel Glück mit dir." Und so kam es, dass ich eines Tages zum Nachmittagskaffee eingeladen wurde, als ihr ältester Bruder Johann mit seiner Frau am festlich gedeckten Tisch saßen.
Tochter Erika hatte sich fein angezogen, sie bediente die kleine Tischrunde, und bei einer Flasche Wein, haben wir uns auf Du zugeprostet und uns kennen gelernt. Trudi hat zwei ältere Brüder, die eine Schwester von ihr ist gestorben, und wie ich aus den Bildern im Familienalbum erkennen konnte, lebte sie und ihre Familie in einem schönem Gärtnereibetrieb mit einigen Morgen guten Ackerlandes. Auch die Wohnung von Tochter Erika hat mit gefallen, sie wohnte auch in Neuss nicht weit weg von Mutters Wohnung war sauber und ordentlich eingerichtet, und ich meinte, so eine vernünftige und tüchtige Tochter noch nie getroffen zu haben. Meine öfteren Besuche bei Trudi in Neuss, weckten die Neugier von meinen Geschwistern. Am 25.5.1986 war die Zeitungsanzeige erschienen, und zur Geburtstagsfeier bei meiner Schwester Traudel am 16. Juni, hatte ich meine Trudi das erste Mal meinen Geschwistern vorgestellt. Ich hatte ihnen von einer neuen Freundin erzählt mit der ich öfters tanzen ging, und die von der Größe und vom Alter her sehr gut zu mir passte.
Meine Geschwister haben meinen Frauenbekanntschaften wenig Bedeutung beigemessen, sie wussten, dass ich nach meinen leidvollen Erfahrungen nie mehr so schnell heiraten würde. Meinen Kindern habe ich niemals etwas von meinen Fraubekanntschaften erzählt, ich wollte nicht, dass meine Exfrau sich über mich lustig machen könnte. Durch unsere häufigen Zusammenkünfte habe ich Trudi besser verstehen gelernt und sie richtig lieb gewonnen. Wir von einer gemeinsamen Zukunft mit einem Satz: wir schmiedeten Hochzeitspläne. Um nicht dieselben Fehler zu begehen, die ich in meiner ersten Ehe begangen habe, und um meiner Braut eine Vorstellung von meinen ernsten Heiratsabsichten zu geben, stellte ich einen 25 Punkte-Plan auf, in dem ich meinte, alles berücksichtigt zu haben, das zu einer guten Ehe gehörte, wobei es keine Streitigkeiten geben sollte.
Unter dem Datum 18.7.1986 und der Überschrift: "Wohngemeinschaft und Ehe�, Überlegungen und Vorschläge damit eine Gemeinschaft funktioniert, habe ich alle meine Vorstellungen in einzelnen Punkten definiert, die uns in den Ehehafen führen sollten. Der erste Punkt lautete: Bis Ende des Jahres 1986 gibt jeder seine Wohnung auf, der zweite Punkt: Der Mietvertrag für die neue Wohnung wird gemeinsam unterschrieben, wobei kein gemeinsames Schlafzimmer vorgesehen ist. Drittens: Jeder kann sein Zimmer nach seinen Vorstellungen einrichten. Und so folgten die Punkte einer nach dem anderen. Den elften Punkt sah ich für wichtig an, der wie folgt hieß: Jeder vermeidet Änderungsversuche des Anderen, Eigenarten sollten liebevoll abgebaut werden. Der fünfundzwanzigste und letzte Punkt war für mich der wichtigste in dem es hieß: Toleranz, Offenheit, Liebe, Kompromissbereitschaft, Verständnis, Hilfe, keine Diskriminierungen, sollten sehr gepflegt werden, um in Ruhe und Ordnung den goldenen Herbst des Lebens zu verleben. Ich muss nicht besonders erwähnen, dass wir beide freiwillig den Plan durchgelesen und akzeptiert haben, und die Richtigkeit mit eigener Unterschrift bestätigt haben. Im Nachhinein muss ich leider feststellen, dass es immer wieder zu Missverständnissen in meiner Ehe gekommen ist, auf die ich gern verzichtet hätte. Manchmal glaube ich, dass es wohl so sein muss, denn ich kenne keine Ehegemeinschaft, in der alles reibungslos abläuft. Zudem kommt noch, dass ich als sturer Schlesier mit einer lustigen Rheinländerin, die in Aachen geboren wurde, eine Heirat gewagt habe, von der mir alle meine Geschwister und Kinder abgeraten hätten. Deswegen habe ich niemandem etwas von meinen erneuten Heiratsabsichten erzählt, nicht einmal meinen Freunden. Ganz still und leise besorgte ich für Trudi und für mich die nötigen Urkunden, die für eine standesamtliche Trauung benötigt werden. Mit meiner heimlich verlobten Trudi bestellten wir in Neuss den Heiratstermin, wobei uns der 20. August 1986 als nächster Termin bekannt gegeben wurde. Als Trauzeugen boten sich Tochter Erika an und Frau Hilde Piefke, eine Freundin von meiner Braut. Es war an einem Mittwochmorgen, als ich mich in den neuen Hochzeitsanzug zwängte, die schwarzen Schuhe waren etwas zu eng, aber frisch rasiert und gut gelaunt, stieg ich in die Straßenbahn, um rechtzeitig zur Trauungszeremonie zu erscheinen. Um 9 Uhr früh erreichte ich die Kanalstraße. Trudi wartete schon etwas nervös in einem schicken, dunkelblauen Kostüm auf mich. Erika brachte noch schnell den Hochzeitsstrauß herbei und schon ging es zu Fuß die kurze Strecke bis zum Standesamt im Neußer Rathaus. Dort angekommen, mussten wir einige Minuten warten, dann wurden wir in den Trauungssaal gebeten. Herr Gerlach, ein stattlicher Standesbeamter begrüßte uns und bat, uns hinzusetzen. Er begann mit einer Vorrede, in der er von der Wichtigkeit des Tages sprach, dann verlas er unsere Namen und die Namen der Trauzeugen, wir mussten uns erheben, und was der Beamte im einzelnen noch alles gesagt hatte, an das kann ich mich nicht mehr erinnern, ich weiß nur noch, dass wir eine Urkunde unterschreiben mussten. Dann gab uns der Beamte die Eheringe, die wir uns gegenseitig ansteckten, und dann meinte er, ich sollte meine frisch angetraute Ehefrau mit einem Kuss erfreuen. Die ganze Zeremonie hat keine zehn Minuten lang gedauert, Tochter Erika fotografierte eifrig den Ablauf der Trauungszeremonie und bis heute habe ich schöne Erinnerungsbilder von diesem wichtigen Tag.
Ein Gefühl von Glücklichsein durchströmte mich, ich empfing freudestrahlend die Gratulationen und atmete erleichtert auf, als alles gut und planmäßig vorbei war. Anschließend gingen wir zu einem Fotoatelier und ließen uns mehrere postkartengroße Bilder anfertigen, die schön eingerahmt ein bleibendes Andenken an unseren Hochzeitstag sein sollten. Als wir das Fotogeschäft verließen, fing es an zu regnen und wir gingen schnell zu einem nahen argentinischen Steakhaus. Wir bestellten vier Mittagsessen und nachreichlichen Essen und Trinken, verließ uns unsere Trauzeugin Hilde, da sie sich um ihren gelähmten Mann kümmern musste. Meine frisch angetraute Frau, Tochter Erika und ich fuhren nach dem opulenten Hochzeitessen mit der Straßenbahn nach Düsseldorf. Wir wollten Erika einmal zeigen, wo sonntags und mittwochs Nachmittag zum Tanzen aufgespielt wird. Das Lokal war halbvoll, und als die Musikkapelle ihre flotten Lieder spielten, konnte Erika, die einem Tanzclub angehörte, sich davon überzeugen, dass zur damaligen Zeit Düsseldorf auch etwas für ältere Herrschaften zu bieten hatte. Sie tanzte auch ein paar mal mit mir, noch leichter und flotter als ihre Mutter, und als Disco-Musik erklang, da tanzte sie sogar recht kunstvoll allein auf der Parkettfläche. Erika fuhr nach Hause, und wir verbrachten die Hochzeitnacht im Appartement auf der Oberbilker-Allee.
Zur damaligen Zeit war das Tanzlokal "Ballhaus" auf der Kölnerstraße für uns auch ein beliebter Treffpunkt, wo wir manche schöne Stunden erlebt haben. Am folgenden Tag nach unser zivilrechtlichen Trauung unternahmen Trudi und ich einen Ausflug nach Köln. Wir besuchten den Dom am Hauptbahnhof, stifteten zwei Kerzen fürs Gelingen unserer erst begonnenen Ehegemeinschaft und verharrten einige Minuten im stillen Gebet. Bei schönem Sommerwetter gingen wir am Rhein spazieren, wir aßen auch ein gutes Mittagsessen und als um 15 Uhr ein Rheindampfer anlegte, stiegen wir dazu, um bei einer Kölner-Hafen-Rundfahrt die Schönheit des Rheins und der Domstadt zu bewundern. Müde und zufrieden landeten wir abends wieder in meiner Wohnung. Am nächsten Tag waren wir zu einer Geburtstagsfeier bei meinem Bruder Walter eingeladen. Wie jedes Jahr hatte sich dort eine große Verwandtenschar eingefunden, und ich stellte meine Trudi als gute Bekannte vor, obwohl wir schon verheiratet waren. Ich wollte die unnötigen Fragen und Kommentare vermeiden, die unweigerlich von allen Seiten auf mich geprasselt wären. So konnten wir in aller Ruhe den guten Kaffee und die selbst gemachten Tortenteilchen genießen, ohne dass es unter Umständen zu unliebsamen Anschuldigungen gekommen wäre. Mein Schwager Fritz hat es mir lange Zeit verübelt, dass wir ihn nicht zur Hochzeit eingeladen haben. Nach unserem Dafürhalten hatten wir damals beschlossen, wir veranstalten keine große Hochzeitsfeier, die Geldausgaben sparen wir, um uns eine gemeinsame Wohnung schön einzurichten. Meine Trudi ging nach drei Tagen wieder wie gewohnt zur Arbeit und ich bekam die Aufgabe, so schnell wie möglich eine passable Wohnung zu besorgen. Wir besichtigten einige Altbauwohnungen, große und kleine, aber keine lag verkehrsgünstig. Außerdem waren wir darauf bedacht, dass die Wohnung nicht zu groß und zu teuer sein sollte. Nach ein paar Tagen las ich in der Zeitung ein verlockendes Angebot. Eine neu erbaute Zweizimmerwohnung an der Kruppstraße war zu vermieten. Die Besichtigung verlief zufrieden stellend, und wir unterschrieben einen Mietvertrag ab dem 1. November 1986. Die Hauptaufgabe bestand jetzt darin, für meine und Trudis Wohnung einen Nachmieter zu finden. Die bisherigen Wohnungen mussten gekündigt werden und sich mit den bevorstehenden Wohnungsumzügen zu befassen. Ich fand für mein Appartement schnell eine Nachmieterin, und bewerkstelligte den Umzug mit Hilfe von früheren Arbeitskollegen und mit Hilfe eines Fahrrads. Ich schlief schon mehrere Tage allein in der neuen Zweizimmerwohnung, während Trudi immer noch von Neuss aus zur Arbeit fuhr. Zwischenzeitlich fuhr ich öfters zu ihr, und jedes Mal brachte ich mit dem Minifahrrad zwei große Taschen voller Hausratsgegenstände zur neuen Wohnung in Düsseldorf. Es erwies sich als vorteilhaft, dass ich ein Telefon besaß und Trudi auch, so dass die Verständigung reibungslos klappte. Unser Hochzeitsreiseziel sollte, so hatten wir es geplant, eine Flugreise nach Teneriffa sein. Dorthin hatten schon im Frühjahr Erika und Trudi ihren Jahresurlaub gebucht. Ich musste kurzfristig eine Umbuchung nachbezahlen, damit ich an dieser Reise auch teilnehmen konnte.
Am 29. September sollte unser Flug zu den kanarischen Inseln erfolgen. Als ich in der Flughafenhalle warten musste, rief ich meine Schwester Traudel an, und teilte ihr mit, dass ich mich auf meiner Hochzeitsreise befände. Ich sagte ihr, dass Trudi und ich schon am 20. August geheiratet hätten, aber dieses geheim gehalten haben. Die näheren Umstände würde ich allen Verwandten nach der Rückkehr von Teneriffa erklären. Meine Schwester war natürlich sehr erstaunt, aber nach zwei Wochen hatten sich die Geschwister daran gewöhnt, dass ich mich unter "der Haube " befand. Ich rief auch meine Tochter Renate an, und ihr erzählte ich ebenfalls, dass ich wieder verheiratet sei und mich auf der Hochzeitsreise befände. Nähere Einzelheiten würde ich den Kindern nach meiner Rückkehr erzählen. Als es dazu kam, gratulierten mir alle fünf Kinder recht herzlich zu meinem Mut und den Entschluss nochmals zu heiraten. Sie wünschten mir und meiner Trudi alles Gute für die Zukunft und zeigten volles Verständnis für meinen geheim gehaltenen Entschluss.
Ich hatte zu der Zeit einen guten Urlaubsbekannten kennen gelernt, den Hans Lobodda aus Bochum, der bereit war, sich an dieser nicht billigen Reise zu beteiligen. Der Flug, die Unterbringung im Hotel, alles klappte wunderbar und die zwei Wochen vergingen rasend schnell. Wir unternahmen eine Tagesschiffsreise zur Nachbarinsel La Gomera, die uns mit ihren Naturschönheiten erfreute. Hans Lobodda entpuppte sich als guter Alleinunterhalter, er konnte viele Witze erzählen, und mit ihm haben wir manche lustige Stunde verlebt.
Wieder zurück in Düsseldorf, hieß es den Transport von einigen größeren Möbelstücken aus der Wohnung in Neuss nach Düsseldorf zu organisieren. Ich beauftragte eine Transportfirma, die 600 Mark für einen Möbelwagen verlangte. Kleinere Haushaltsgeräte wurden teilweise mit meinem Fahrrad und von einem Arbeitskollegen mit seinem Personenwagen herbeigeschafft. Am 13. November war es dann so weit. Wir hatten unsere noch brauchbaren Hausratsgegenstände an Ort und Stelle auf der Kruppstraße in Düsseldorf aufgestellt. Einen Teil von Möbeln mit dem Teppichbelag konnte Trudi für 600 Mark ihrer Nachmieterin überlassen, wogegen ich meine Wohnung besenrein ausräumen musste. Nun begann für mich ein neuer Lebensabschnitt. Meine Frau sorgte sich rührend um mein leibliches Wohl, sie kochte, wusch und hielt die Wohnung in Ordnung.
Am Anfang unserer Ehe musste meine Frau mit dem Bus schon um 5 Uhr früh zur Arbeitsstelle in Norf fahren. Kurz vor drei Uhr nachmittags stand ich am Fenster und schaute zur Haltestelle hinunter, um meinen fleißigen Schatz rechtzeitig an der Tür mit einem Begrüßungskuss zu empfangen. Das erste Jahr unserer Ehe verlief ziemlich ruhig und ohne Zwischenfälle.
Der Winter 1986/87 war streng, und Trudi tat mir leid, wenn sie frühmorgens bei Glatteis zur Arbeit aufbrach. Die Weihnachtsfeiertage und Sylvester verbrachten wir in unserer neuen, warmen Wohnung, und die Zeit verging so schnell, dass wir während der Weihnachtsfeiertage für das Jahr 1987 unsere gemeinsamen, schönen Flugreisen planen konnten. Im März des folgenden Jahres nach unserer Eheschließung waren wir für zwei Wochen in Urlaub auf Mallorca, im Mai auf Gran Canaria und Weihnachten 1987 verbrachten wir im Hotel Bitacora auf Teneriffa. Zu jener Zeit besuchten wir noch öfters das Tanzlokal Weindorf, auch waren wir im Ball der einsamen Herzen und im Tanzlokal auf der Kölnerstraße. Im Jahre 1988 haben wir schöne Tagesfahrten unternommen, wir waren in Zell an der Mosel, wir besuchten Bad Neuenahr, und verbrachten einige Tage bei meiner guten Bekannten in Hatzfeld im Sauerland. Im Gegenseitigen Einvernehmen wurde Trudi Anfang Mai 1988 aus der Arbeit bei der Firma Swedex in Norf nach Zahlung einer geringen Abfindungssumme entlassen.
Jetzt begann ich alsbald für sie rechtzeitig den Rentenantrag zu stellen. Die Rente wurde auch genehmigt, und für uns beide begann eine sorglose, schöne Zeit. Ich werde nicht alle kleinen Reisen anführen, die wir in den folgenden Jahren unternommen haben. Wir konnten uns das Weltanschauen erlauben, weil wir kein Auto unterhielten, außerdem keine größeren gesellschaftlichen Verpflichtungen eingingen, und im allgemeinen recht sparsam lebten. Im Jahre 1989 feierten wir unsere Geburtstage während einer dreiwöchigen Urlaubsreise nach Gran Canaria im Hotel Paraiso. Da meiner Trudi das Treppensteigen bis zum dritten Stock auf der Kruppstraße immer schwerer fiel, hatte ich schon vorsorglich beizeiten beim Wohnungsamt einen Antrag auf einen Wohnungsberechtigungsschein gestellt. Auch hatte ich mich bei der evangelischen Diakonie rechtzeitig beworben, um eine behindertengerechte Seniorenwohnung zu bekommen. Und wie wunderbar, am 8. März 1989 verließen wir unsere Wohnung von der lebhaften Kruppstraße zur ruhigen Hoffeldstraße in Flingern, wo wir heute noch wohnhaft sind.
Der Umzug hatte uns viel Arbeit und Geld gekostet, wir haben uns neue Möbel angeschafft und alles gut und zweckmäßig in einer 54 qm großen Sozialwohnung untergebracht, in der schon die meisten Küchengeräte wie Ofen, Kühlschrank und Anrichte vorhanden waren. Dass das Tapezieren der neuen Wohnung und das Auslegen von einem neuen Fußbodenbelag nicht billig war, das brauche ich nicht extra zu erwähnen. Wir haben von Anfang an ein gemeinsames Schlafzimmer ausgeklammert, jeder konnte sein Zimmer zweckmäßig einrichten, mit eigenem Fernseher und allen Möglichkeiten, um verschiedener Hobbys nachzugehen. Das Wichtigste im Neubau war, es gab einen Personenlift, der gut funktionierte. Außerdem war das Putzen von Flur und Treppenhaus von der evangelischen Diakonie geregelt worden, d.h. eine Reinigungsfirma erledigt diese Arbeiten. Ein großer Gemeinschaftsraum im Parterregeschoss ermöglichte das Feiern von Geburtstagfeiern oder sonstigen geselligen Zusammenkünften. Dass die anfangs gemeinsamen Nachmittagskaffeetrinken -Veranstaltungen von Frau Kolke immer rege besucht waren, und manche frohe Stunde den Teilnehmenden bescherte, das gibt es nicht oft in Hausgemeinschaften. Wir nahmen öfters an Veranstaltungen im Pestalozzi-Haus teil, dort wurden auch Sylvester und Karneval gefeiert, und wir waren Mitglied in einem Lieder-Gesangs-Chor.
Leider sind zwischenzeitlich mehrere ältere Mitbewohner gestorben, so dass die Aktivitäten immer mehr eingeschränkt wurden. Dass ich einmal in der Woche einen kleinen Englisch-Unterrichtskurs leitete, das finde ich auch erwähnenswert. Im Jahre 1989 fing für uns ein ruhiges und bequemes Wohnen an, von dem wir bis heute profitieren. In diesem Jahr unternahmen wir auch mehrere große Reisen, einmal waren wir für zwei Wochen auf der Insel Fuerteventura, danach in der Türkei, und im Oktober besuchten wir für eine Woche Moskau-Leningrad.
Zu meinem Geburtstag am 7. Dezember 1989 wohnten wir in einer Clubanlage auf der Insel Lanzarote, wo frühlingshafte Temperaturen herrschten. Im Jahr 1990 flogen wir für zwei Wochen nach Ibiza, und im November fuhren wir für ein paar Tage nach Leipzig, wo wir bei Bekannten von Erika wohnten. Ich suchte damals meinen Jugendfreund William Markert, den ich nicht fand, aber von Nachbarn erfuhr ich seine neue Adresse in Essen. Der Anfang 1991 war nicht so gut. Trudi war vom 15.12. bis 15. Januar in Bad Driburg zur Kur, und ich flog allein ans spanische Festland, wo ich merkte, dass mir Trudi an allen Ecken und Enden fehlte.
Eine Busfahrt mit meinem Schatz an die Costa Brava hatte uns Pech eingebracht. Wir wurden von einem Straßenräuber überfallen, und Trudi verlor die Handtasche mit über 200 Mark, Schlüssel und Ausweispapieren. Eine Anzeige bei der Polizei brachte keinen Erfolg.
Zwei Monate später flogen wir nach Florida, wo wir in einer Hotelanlage mitten in der Millionenstadt Miami wohnten. Wir haben Cape Canaveral aufgesucht, waren im Disney World Center, haben die Everglades besichtigt.
Einen sehr interessanten Urlaub verlebten wir 1991 noch vor Weihnachten auf der Insel Sri Lanka. Im Jahre 1992 sind wir noch einmal nach Amerika geflogen. Dieses Mal besuchten wir die Riesenstädte New-York und Washington. Es war eine organisierte Rundreise von der FFO, die uns sehr gut gefallen hat. Wir haben die riesigen Wolkenkratzer, Brücken, Parkanlagen von New-York bestaunen können, wir besuchten das UNO-Hauptquartier, die MET- Opera, und viele andere interessante Großbauten. In Washington hat uns am meisten das Weiße Haus, das Capitol, der Hauptbahnhof, der Soldatenfriedhof in Arlington von Gefallenen.
Im selben Jahr machten wir auch für zwei Wochen Urlaub in Marokko, wo wir einen guten Eindruck von Land und Leuten in Nordafrika vermittelt bekamen.
Am 28. Mai 1992 wurde die kleine Marisa, das erste Kind von Tochter Erika geboren. Meine Trudi war natürlich stolz, ihr erstes Enkelchen in den Händen zu halten. Die feierliche katholische Tauffeier fand in Neuss statt, wobei auch viele Verwandte des Vaters teilnahmen. An zwei Tagen wöchentlich versorgt sie das Enkelchen, welches wohlbehütet, wächst und gedeiht.
Ende Mai 1992 fuhr ich auch das erste Mal mit dem Bus in meine schlesische Heimat, wo ich in Ziegenhals bei Polen für eine Woche eine gute Unterkunft fand. Die Unterschiede nach fast 30 Jahren Abwesenheit fand ich beeindruckend, hatte aber keine sprachlichen Probleme, so dass der Aufenthalt in Schlesien eine willkommene Abwechslung war.
Leider sind durch die Geburt des Enkelkinds unsere gemeinsamen Reiseaktivitäten nicht mehr so problemlos wie früher , da wir uns nach den Urlaubstagen von Erika richten müssen. Das Jahr 1993 bescherte uns interessante Reisen u.a. in die Dominikanische Republik, an das Schwarze Meer und ins Reich Fidel Castros. Die Hauptstadt Santo Domingo hat uns enttäuscht. Im Dezember flogen wir für 14 Tage nach Kuba, wo wir mit der Wirklichkeit einer kommunistischen Diktatur konfrontiert wurden. Im Jahre 1994 fuhren wir mit dem Bus das erste Mal zu Urlaubsbekannten, die im Ostteil von Berlin wohnen. Die eine Woche Aufenthalt in kleinen Gartenwohnhäusern, mit vielen Autoreisen bis nach Dresden und Hamburg, hat uns sehr gut gefallen.
Mit meiner Trudi flog ich im Dezember 1995 für zwei Wochen auf die Insel Barbados. Auf dieser herrlichen Karibikinsel hat es uns sehr gut gefallen. Wir wohnten in einer großen Appartementanlage, das Klima war einmalig schön warm, die Landschaft mit der herrlichen Natur könnte man als paradiesisch bezeichnen.
1996 machten wir für 2 Wochen Urlaub auf Gran Canaria und wiederum im Dezember flogen wir in die Dominikanische Republik. Wir waren im Hotel Larimar untergebracht, das Essen wurde unter einem Palmendach serviert, und wir ließen uns bei einem All-Inclusive-Service von der fast immer scheinenden Sonne verwöhnen.
Anfang 1997 flogen wir wieder zur Insel Lanzarote, wo wir uns in einer Tjaery-Clubanlage verwöhnen ließen. Zum Ende des Jahres flogen wir wiederum nach Gran Canaria, wo wir in einer Hotelanlage im Süden der Insel recht angenehme Urlaubstage verbrachten.
Während den Karnevalstagen waren wir anfangs 1998 auf der Insel Zypern, für nur eine Woche in einer 5 Sterne Ferienanlage.
Ab dem 13. November waren wir für eine Woche nach Tunesien geflogen, um dort zu erleben, wie die Sonne in Nordafrika ihr Winterquartier bezieht. Und noch vor Weihnachten 1998 waren wir zum dritten Mal für eine Woche auf der Insel Lanzarote .(vom 10.12. bis 17.12.1998)
Im Jahre 1999 fing meine Frau an immer öfter über Bein- und Rückenschmerzen zu klagen. Sie war keine 70 Jahre alt, als sie sich zu einer Hüftgelenkoperation entschloss. Einige schon gemeinsam gebuchte Urlaubreisen musste ich allein mit meinem Bruder durchführen.
Abschließend kann ich sagen, dass wir für die Gestaltung unserer Freizeit viel Geld ausgegeben haben. Dafür haben wir aber bleibende Eindrücke aus vielen Teilen der Welt gesammelt, wir sind Gott sei Dank gesund geblieben, und wollen uns noch weiterhin die Schönheiten der Erde ansehen, so lange die Gesundheit mitspielt. Ich möchte noch erwähnen, dass ich in zwölf Ehejahren Erfahrungen gesammelt habe, die ich nie mehr missen möchte.
Zum Ende meiner Erinnerungen möchte ich sagen, meine Trudi verwöhnt mich, so gut sie kann. Ich brauche nur wenige hauswirtschaftliche Tätigkeiten verrichten, ich kann meinem Hobby nachgehen und hoffe, dass es noch lange so bleibt. Im Moment lese und schreibe ich viel und kann mich glücklich und zufrieden schätzen. Wenn meine Frau die Ehe nicht immer so rosig sieht, dann liegt es meiner Meinung nach an unseren unterschiedlichen Lebenserfahrungen, die sich oftmals schlecht vereinbaren lassen. Einen großen Vorteil habe ich noch zu allem, ich bin nicht mehr mit meinen Problemen allein, mit meinem Schatz kann ich über alles reden. Sie zeigt Verständnis für alle meine Wünsche, nur die Verwirklichung erfolgt nicht immer so prompt, wie ich es gerne hätte.