Eine Frührentnerin, die
heute noch in Australien lebt,
hat mir in vielen Mails ihre Lebensgeschichte gesendet, die ich ohne
große
Korrekturen niedergeschrieben habe.
Sie hat mich gebeten,
den
Bericht so zu schreiben,
damit Freunde und Bekannte erkennen können, dass sie ohne
eigenes Verschulden
in Not und Bedrängnis geraten ist, in die man leicht fallen
kann, wenn man als
junger Mensch allzu große Hoffnungen in ein gerechtes und
glückliches Leben
setzt, das nur sehr selten in Erfüllung geht.
Für eventuelle Nachfragen hat mir Frau Gerlinde Sedlaczek erlaubt, ihre Mailadresse bekannt zu geben, die wie folgt lautet: cocoa@mail2me.com.au oder gisell@mail2me.com.au
Und nun versuche ich das Leben von Gerlinde so zu beschreiben, wie es in den vielen Mails zu lesen war.
Mitten im zweiten Weltkrieg, im Jahre 1942, als die westdeutsche Großstadt Dortmund oft bombardiert wurde, erblickte ich an einem kalten Wintermorgen das Licht der Welt. Meine Eltern hießen Albert und Frieda Weistermann und waren nicht besonders erfreut, dass in den schweren Kriegszeiten ein Mädchen geboren wurde, das sie den Namen Gerlinde gaben, den die Nachbarkinder später auf Gerdi abkürzten.
Meine Mutter
stammte von
polnischen Eltern ab, und
Vorfahren des Vaters hatten ihren Ursprung in Italien. Mein Vater hatte
in
einem Bergwerk im weiten Ruhrgebiet als Kohlenlader Arbeit gefunden,
wodurch er
nicht zum Militärdienst eingezogen wurde.
Zur
Kohlengrube
gehörten lange Reihen von
Werkswohnungen, und in einer von diesen verlebte ich meine Jugendzeit
bis zum
vierzehnten Lebensjahr.
Nach Beendigung meiner achtjährigen Volksschulzeit wurde mir eine Arbeitsstelle in einem Krankenhaus in Witten zugewiesen, wo ich als schmächtiges Mädchen den harten Küchendienst verrichten musste. Diese Arbeit bekam mir ganz und gar nicht, denn nach knapp sechs Monaten wurde ich von einer Fußallergie befallen, so dass ich für den Küchendienst nicht geeignet war.
Danach wurde ich in einen Fleischereibetrieb in Duisburg vermittelt, wo ich als Haushaltshilfe alle alltäglich anfallenden Arbeiten verrichten musste. Ich musste den Arbeiten wie kochen, putzen, waschen und aufräumen, auch musste ich im Fleischerladen helfen. Das Gute bei dieser Arbeit war, dass es immer genügend zu essen gab, und ich kräftiger wurde. Einmal im Monat konnte ich nach Hause zu meinen Eltern fahren, um dort als ein gehorsames Mädchen mein sauer verdientes Geld ab zugeben.
Meine Mutter, eine gutmütige Frau, hatte nie genug Geld hatte, weil mein Vater das meiste von seinem Bergwerklohn in verschiedenen Kneipen vertrunken hatte. In dieser Hinsicht war er nicht besser und nicht schlechter als seine anderen Kumpels, die im Alkohol das einzige Vergnügen sahen, die Alltagsorgen zu vergessen.
Das Kriegsende mit all den schrecklichen Ereignissen, hatten bei mir wenige Spuren hinterlassen, dafür war ich noch zu jung, um sich für Politik zu interessieren.
Ein Wendepunkt in meinem Leben war der Monat August 1957 als meine Eltern einen Brief aus Amerika bekamen, wo ein Onkel und eine Tante lebten, die nächsten Verwandten von meinem Vater. Dieser Onkel in Amerika teilte uns mit, dass die Tante verstorben wäre, und weil sie keine Kinder hätten, darum wolle er gerne, dass ein Mädchen aus der weiten deutschen Verwandtschaft nach Amerika kommen solle, um einmal seine Ranch zu übernehmen. Er würde mich sogar in eine amerikanische Schule schicken, wo ich auch die Grundbegriffe für die Führung der Viehzucht erlernen sollte.
Meine Eltern sahen es gern, dass ich der Bitte des amerikanischen Onkels nachgab, und ich war bereit nach Amerika. Als fünfzehnjähriges Mädchen hatten wir damals keine Vorstellung von Amerika, und es wäre uns Kindern auch nicht eingefallen, die Wünsche der Eltern nicht zu erfüllen. Nachdem das Geld für die Fahrtkosten eingetroffen war, wurde ich zum arg zerstörten Bahnhof in Dortmund gebracht, und ich wurde in einen Zuge gesetzt, der nach Frankfurt zum Flughafen fuhr. Der Onkel hatte uns genau beschrieben, mit was für einen Flugzeug ich fliegen sollte, und mit sehr gemischten Gefühlen, saß ich eines Tages in einer großen amerikanischen Propellermaschine, die nach New York startete.
In der nordamerikanischen Metropole erwartete mich der Onkel mit einem Blumenstrauß in der Hand und drückte mich stark an sich. Ich war sehr froh als ich meinen Onkel sah, denn ich hatte mich wie eine kleine Maus im großen Flughafen gefühlt, bei den vielen Leuten, denn so viele Menschen auf einmal hatte ich noch nie gesehen.
Vor dem Flughafen stand sein großer Chrysler Wohnwagen mit dem wir dann auf einer endlosen Autobahn zum mittelamerikanischen Staat Mississippi fuhren. Für mich war das die längste aber auch interessanteste Autofahrt die ich jemals im Leben gemacht hatte.
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Ich
wollte noch vermerken, Frau Sedlaczek
hat mich im Mai 2004 in Düsseldorf besucht.
Sie
übernachtete im Hotel, und
wir haben uns
nett unterhalten. An
einem schönen Maien-Sonntag haben wir Aufnahmen gemacht und
den Rhein besucht
um ihn zu bewundern, Frau Sedlaczek wollte dann nach
Holland, von dort
nach Spanien und dann nach England und am Schluss nach Dortmund fahren.
Sie war
3 Monate auf der Weltreise, wo sie viel gesehen hat und ihr Heimweh
nach der Heimat
schien gestillt zu
sein.
Ich bekomme noch heute sporadisch Mails aus
Australien auch
interessante
Fotos, wofür ich
Frau Gerlinde S.
herzlich danke.
Diese Seite ist im Februar 2005 von Gerhard Rieger korrigiert und gekürzt worden. Ich wünsche angenehme Lesestunden, bis dann.